Dreißig Jahre Ehe dahin. Wegen einer jüngeren Frau. Einer
Französin. Das ist zu viel für Mia Fredricksen. Nach einem kurzen Aufenthalt in
einer Klinik beschließt sie eine Pause von ihrem Leben zu nehmen und kehrt in die
Kleinstadt ihrer Kindheit zurück, wo sie mit ihrer Mutter den Sommer verbringen
will. Diese stellt ihr ihren Zirkel älterer Damen vor, alle eigen und vom Leben
gezeichnet. Aber auch eine jüngere Generation taucht auf, denn Mia bietet einen
Schreibkurs für Mädchen an und merkt schon bald, wie sich die Gruppendynamik
der Teenager bemerkbar macht. Ein Sommer ganz ohne Männer – physisch nicht in Erscheinung
tretend, aber doch immer präsent. In E-Mails, Gedanken, Vorstellungen.
Ein Buch für einen Sommer. Eine Auszeit, ein anderer Blick,
aber doch keine grundlegend neue Welt. Was Siri Hustvedt zweifelsohne gelingt
ist die Perspektive der Frau zu unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens zu
portraitieren. Die jungen Mädchen zwischen Kindheit und Erwachsenwerden,
gefangen in Gruppenzwängen und doch willens individuell zu sein. Mias Tochter,
die als Erwachsene eigenständig ist und versucht den Zwist der Eltern zu
kitten. Mia selbst, gegen Ende des Erwerbslebens plötzlich vor den Trümmern
ihres privaten Daseins. Und die Generation der alten Frauen, Grenzen zur Demenz
und der unweigerliche Eintritt des Todes. Gemeinsamkeiten und Differenzen
treten hervor und so erscheint die ganze Palette des Lebens auf einmal. Ein
sehr ruhiger Ton begleitet den Roman, auch wenn der Ärger Mias immer wieder
hervortritt.
Fazit: ein wenn auch etwas trauriger, dennoch passender
Sommerroman.