Dienstag, 18. Oktober 2016

Anne Tyler - Die störrische Braut

Roman, Rezension, Shakespeare

Im Haushalt der Battistas läuft vieles anders als in anderen Häusern. Dr. Battista hat wenig Sinn für überflüssige Dinge wie Essen, die Spülmaschine wird aus und wieder eingeräumt, warum den Umweg über den Küchenschrank nehmen? Die Töchter muss er alleine erziehen, wobei das eher in der Hand der Natur liegt, lieber verkriecht er sich in sein Labor. Entsprechend fristet Kate mit 29 ein jungfernhaftes Leben mit einem Job im Kindergarten, den sie hasst, der aber nach Abbruch des Studiums die einzige Alternative war. Bunny ist mit ihren 15 Jahren das genaue Gegenteil. Das eingespielte Trio lebt nach festen Routinen bis diese einen herben Schlag erhalten: Dr. Battistas Assistent droht ausgewiesen und somit die letzten Jahre Forschung zunichte gemacht zu werden. Da wäre es dich passend, wenn Pjotr einfach Kate heiraten könnte. Völlig überraschend für den Vater ist die zukünftige Braut ist wenig angetan von der Idee, den schrägen Polen zu ehelichen.

Anne Tylers Roman ist eine Hommage an William Shakespeares " Der Widerspenstigen Zähmung" und im Ehrenjahr des großen Dichters erschienen. Der Autorin gelingt es den leichten Ton der Komödie auch in ihrem Buch aufzugreifen. Mit viel Situationskomik und schrulligen Charakteren ist das Lesen ein wahres Vergnügen. Der durchaus etwas stereotypisch geratene Forscher, dem der Alltag zuwider ist, die störrische junge Frau, die mit ihrer direkten Art aneckt, aber durch ihre intelligenten Anmerkungen viel Spaß macht, das etwas dumpfe junge Mädchen und zuletzt der sprachlich eingeschränkte Einwanderer - in der Tat ein Kuriosenkabinett. Das alles in einem Plot ohne große Schnörkel, aber mit kleinen Verwicklungen, die für reichlich Turbulenzen sorgen und so ein herrlich unterhaltsames Lustspiel ergeben.


Was ist von den Remakes von Shakespeares Stücken zu halten? Der große Dichter hat ja nun selbst seine Plots übernommen, Generationen und Jahrhunderte überdauernde Motive gewählt, die gerade deshalb auch heute noch populär sind. Ein bekanntes Sujet zu transformieren und zu adaptieren ist keine leichte Sache, wenn es originell und überzeugend werden soll. Anne Tyler ist das gelungen. Sie kann unterhalten, das Setting passt in die heutige Zeit, ist in sich stimmig und transportiert meines Erachtens den Geist Shakespeares auf wunderbare Weise: das Volk kam ins Theater, um unterhalten zu werden. Anne Tyler bietet ein Buch an und der Leser wird unterhalten.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zum Titel finden sich auf der Seiteder Verlagsgruppe RandomHouse.
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