Isabel hat genug. Es muss Ende sein und deshalb packt sie
ihre Sachen und verlässt ihren Freund. Sie streift umher in Berlin, begegnet
Menschen, vorrangig am unteren Ende der Nahrungskette. Verdient Geld mit zwielichtigen
Aufträgen, kommt weder vorwärts noch zurück. Ihre Eltern wollen den Weg in die
Bürgerlichkeit für sie ebnen, aber die präsentierten Heiratskandidaten können
nicht überzeugen. Doch dann kommt Markus. Zurück aus dem Kosovo, aus dem Krieg,
der ihn auch immer wieder in Berlin einholt. Auch er sucht nach einem anderen
Leben, denn das alte ist es nicht wert, weitergelebt zu werden.
Ich habe nie wirklich Zugang zu Feridun Zaimoglus Roman
bekommen. Zu fremd blieben mir die Figuren, vor allem Isabels launenhaftes Hin
und Her, das nicht wirklich erkennen ließ, dass sie irgendeinen Plan hat, hat
mich eher genervt als Verständnis für sie zu wecken. Auch die entstehende Liebe
zwischen ihr und dem Soldaten – der auch meist nicht mit seinem Namen, sondern
seiner ehemaligen Funktion genannt wird, was ich sehr verstörend fand – hat sich
mir nicht erschlossen. Sind sie eine Zweckgemeinschaft, ein sich gegenseitig
bemitleidend und haltendes Notbündnis? Natürlich gehören in dieses Setting die
Menschen, mit denen man nicht unbedingt täglich Umgang haben möchte, sprechen
diese eine Sprache, die man abstoßend und vulgär finden kann – das hat der
Autor auch glaubwürdig und authentisch eingefangen, aber was bleibt über die
Atmosphäre hinaus? Für mich gibt es keine wirkliche Erkenntnis nach dem Lesen, denn
auch Sozialkritik kann ich nicht entdecken. 2014 war das Buch für den deutschen
Buchpreis nominiert. Nimmt man einen ähnlichen Kandidaten aus 2016, Philipp
Winklers „Hool“, der ebenfalls in einem schwer zugänglichen Milieu angesiedelt
ist, so kann dieser jedoch mit viel differenzierterer Betrachtung und klarer
Message punkten. Was auch immer Zaimoglu sagen wollte, mir hat er nichts sagen
können.