Die Roaring Twenties in den USA gleichermaßen wie in
Frankreich. Zelda Fitzgerald hat das bewegende und bewegte Jahrzehnt in ihren
Kurzgeschichten festgehalten. Jedoch gibt es eine Besonderheit: die Autorin
schreibt über Frauen. Junge Frauen, denen die Männer nichts zutrauen und die
sich über sie erheben, Frauen, die ihren Weg gehen und ihrem eigenen Kopf
folgen, statt die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen. Sie gehen tanzen,
schauspielern, verwirklichen sich beruflich, träumen von Männern und geben
alles für sie auf. Auf den großen Bühnen der Welt ebenso zu Hause wie in der amerikanischen
Provinz. Frauen, die bereit sind, alles zu geben, für ein Leben nach ihrem Maß.
Elf Mal legen sie Zeugnis ab, was Frauen schon vor 100 Jahren für ein
selbstbestimmtes Dasein gewagt haben.
Zelda Fitzgerald – oft nur als Frau des bekannten F. Scott Fitzgerald
wahrgenommen – zeigt, dass das Autorenpaar auf Augenhöhe die Kunst des
Schreibens beherrschte. So komplex F. Scott seine Charaktere wie den unvergessenen
Great Gatsby zeichnete, so vielfältig und unterschiedlich gelingt es auch Zelda
in den Kurzgeschichten das Spektrum an selbstbewussten Frauen darzubieten. Sie
sind mutig, anpackend, selbstbewusst, unbeirrbar, zielstrebig und zugleich
begehrenswert, attraktiv, talentiert und werden bewundert. Flapper Girls, die
sich auch in Paris finden ließen, die den Männern in nichts nachstanden und das
Leben in vollen Zügen zu genießen wussten.
Die Geschichten sind allesamt ein Spiegelbild der 20er Jahre
und lassen den Weg verfolgen, den auch Zelda und ihr Ehemann gingen. Die Handlungsorte
sind im Wesentlichen in den USA und Frankreich zu finden, wo das Paar zu Hause
war. Vieles, was wir über die Frauen in
den Geschichten lesen, stammt wohl auch aus Zeldas unmittelbarem Umfeld bzw.
direkt aus ihrem eigenen Leben. So hat sie, ebenso wie ihr Gatte, ihre eigenen
Erfahrungen als Vorlage für das literarische Werk genutzt und kann als Dokument
der 1920er Jahre gelesen werden. Sprachlich bisweilen raffiniert formuliert,
mal starke Gegensätze aufbietend, mal verdächtiges Understatement, das durch
die Handlung mehr als widerlegt wird. Es macht nicht nur Spaß, den Frauen
zuzusehen, sondern auch zu lesen, wie Zelda Fitzgerald sie verbal in Szene
setzt.
Unbedingt erwähnt werden muss das wunderschöne Cover des
Buches. Im Allgemeinen für mich eine unbedeutende Nebensache, hat Manesse es
hier aber geschafft, ein hochattraktives Titelbild zu schaffen, das unheimlich
gut die Zeit einfängt und Freude beim Betrachten macht. Das Nachwort von
Felicitas von Lovenberg sollte ebenfalls nicht vergessen werden, bringt sie die
Geschichten nochmals auf einen Nenner und ordnet sie prägnant und informativ in
ihren Kontext ein.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zum Titel finden sich auf der Seite der Verlagsgruppe RandomHouse.