Paris will sein Ansehen zurück und mit der großen
Weltausstellung 1889 wird dies auch gelingen. Nur noch wenige Tage sind die
Tore der großen Exposition geöffnet, zu deren Ehren Gustav Eiffel seinen
Stahlturm konstruierte. Albertine de Rocquefort wird mit ihrer Tochter Mélanie
in die Stadt zurückkehren, das Mädchen soll zwar Stress meiden, ist aber
inzwischen alt genug, um in die Gesellschaft eingeführt zu werden. Nummer zwei
der britischen Thronfolge, der etwas unstete Eddie, muss ebenfalls die Reise in
die französische Metropole antreten, um in der Heimat einen Skandal zu
verhindern, sehr zum Leidwesen seiner Bewacher ändert der Ortswechsel jedoch
nichts an seinem Verhalten. Auch das Deutsche Reich hat eine Gesandtschaft geschickt,
unter ihnen der junge und noch unerfahrene Friedrich von Straten, der jedoch auch
in ganz persönlicher Mission unterwegs ist. Während die Welt auf den krönenden
Abschluss wartet, sind allerdings Mächte am Werk, die den Zauber des Moments
für ihre Zwecke nutzen möchten, um Rache zu nehmen und sich ein Denkmal zu
setzen.
700 Seiten komplexe Handlung in wenigen Sätze
zusammenzufassen ist schlichtweg unmöglich. Benjamin Monferat hat unzählige
Handlungsstränge, die sich in rascher Abfolge abwechseln, geschickt miteinander
verwoben und einen nicht ganz typischen historischen Roman geschaffen. Das historische
Ereignis der Pariser Weltausstellung bietet den Rahmen und wird immer wieder
Schauplatz der Handlung, deren Figuren jedoch weitgehend fiktiv sind und sich
so frei von historischem Ballast entfalten können. Die einzelnen Erzählstränge
bieten alles, was man als Leser von historischen Romanen, aber auch Krimis, erwarten
könnte: geheime Schwärmereien, Intrigen, Komplotte, Vertuschung, lange gehütete
Familiengeheimnisse – und dazu die wundersamen Erfindungen, die das 20. Jahrhundert
eingeläutet haben.
Die Anzahl der Seiten könnten abschrecken, doch durch die
kurzen Kapitel und das dadurch entstehende hohe Tempo fliegen sie nur so dahin.
Die zunächst nur lose verbundenen Handlungsstränge werden zunehmend miteinander
verwoben und am Ende sauber und logisch aufgelöst – Chapeau! Bei der Menge an
Figuren, Schauplätzen und Nebenerzählungen zu einem überzeugenden Abschluss zu
kommen, gelingt nicht jedem Autor. Auch die einzelnen Charaktere mit ihren
unterschiedlichen Hintergründen und Motiven bieten viel Abwechslung und sie
sind allesamt überzeugend konstruiert.
Fazit: ich fühlte mich bestens unterhalten im Paris des
Jahre 1889.