Israel, nur wenige Jahre nach der Staatsgründung. Eigentlich
wollte Rosa Silbermann nie wieder das Land sehen, aus dem sie und ihre
Schwester einst fliehen mussten. Aber ein geplantes Attentat auf Kanzler
Adenauer erfordert vor Ort eine Israelin mit guter Ortskenntnis. Da sie in
ihrer Kindheit regelmäßig auf der Bühlerhöhe war, fällt die Wahl auf sie.
Zusammen mit dem Agenten Ari soll sie den Anschlag verhindern, um so die Verhandlungen
zwischen der jungen Bundesrepublik und Israel nicht zu gefährden. Widerwillig
macht Rosa sich auf, nicht ahnen, was sie im Schwarzwald erwartet. Bald zeigt
sich, dass bei dieser Mission vieles schiefläuft und sie auf sich allein
gestellt sein wird.
Eine brisante Phase der Nachkriegszeit, hochpolitisch und
für alle Beteiligten gefährlich. Auch wenn die Handlung erfunden ist, kann man
sich doch gut vorstellen, dass dieser versuchte Mordanschlag auf Adenauer
aufgrund einer politischen Motivation hätte stattfinden können. Der Handlungsort
bietet zudem genügend Material, um die Wirren der Kriegsjahre und die nach wie
vor herrschenden Vorurteile und Vorbehalte glaubwürdig einzubauen. Dass
Misstrauen, dass Rosa fast allen Menschen, die ihr begegnen, gegenüber hat, ist
nicht unberechtigt. Insgesamt ist sie ein überzeugender Charakter, einerseits
mit einer starken Überzeugung, die ihr glaubwürdig durchgängig zugeschrieben
wird, andererseits mit Unsicherheiten in ungeprobten und unerwarteten
Situationen – die verleiht ihr Authentizität und macht die junge Frau
sympathisch, so dass sie problemlos durch den Roman tragen kann. Auch die
Nebenfiguren Agnes und Sophie können auf ganz unterschiedliche Weise
überzeugen, beide Figuren mit deutlichem Profil, wenn dieses auch unterschiedlicher
kaum sein könnte. Ein interessanter Schachzug: drei Frauenfiguren in einer Männer-dominierten
Zeit und in einer fast klassischen Agenten-Krimi-Handlung – dies erlebt man
selten, vor allen Dingen mit Frauenfiguren, die durch und durch in ihrer Geschlechterrolle
bleiben ohne klischeehaft oder banalisiert zu werden.
Alles in allem ein gelungener Roman, mit interessanten Nebenhandlungen
und ungeahnten Wendungen.