Mittwoch, 24. August 2016

Brigitte Glaser - Bühlerhöhe

Rezension, Roman, Attentat, Adenauer, Krimi

Israel, nur wenige Jahre nach der Staatsgründung. Eigentlich wollte Rosa Silbermann nie wieder das Land sehen, aus dem sie und ihre Schwester einst fliehen mussten. Aber ein geplantes Attentat auf Kanzler Adenauer erfordert vor Ort eine Israelin mit guter Ortskenntnis. Da sie in ihrer Kindheit regelmäßig auf der Bühlerhöhe war, fällt die Wahl auf sie. Zusammen mit dem Agenten Ari soll sie den Anschlag verhindern, um so die Verhandlungen zwischen der jungen Bundesrepublik und Israel nicht zu gefährden. Widerwillig macht Rosa sich auf, nicht ahnen, was sie im Schwarzwald erwartet. Bald zeigt sich, dass bei dieser Mission vieles schiefläuft und sie auf sich allein gestellt sein wird.

Eine brisante Phase der Nachkriegszeit, hochpolitisch und für alle Beteiligten gefährlich. Auch wenn die Handlung erfunden ist, kann man sich doch gut vorstellen, dass dieser versuchte Mordanschlag auf Adenauer aufgrund einer politischen Motivation hätte stattfinden können. Der Handlungsort bietet zudem genügend Material, um die Wirren der Kriegsjahre und die nach wie vor herrschenden Vorurteile und Vorbehalte glaubwürdig einzubauen. Dass Misstrauen, dass Rosa fast allen Menschen, die ihr begegnen, gegenüber hat, ist nicht unberechtigt. Insgesamt ist sie ein überzeugender Charakter, einerseits mit einer starken Überzeugung, die ihr glaubwürdig durchgängig zugeschrieben wird, andererseits mit Unsicherheiten in ungeprobten und unerwarteten Situationen – die verleiht ihr Authentizität und macht die junge Frau sympathisch, so dass sie problemlos durch den Roman tragen kann. Auch die Nebenfiguren Agnes und Sophie können auf ganz unterschiedliche Weise überzeugen, beide Figuren mit deutlichem Profil, wenn dieses auch unterschiedlicher kaum sein könnte. Ein interessanter Schachzug: drei Frauenfiguren in einer Männer-dominierten Zeit und in einer fast klassischen Agenten-Krimi-Handlung – dies erlebt man selten, vor allen Dingen mit Frauenfiguren, die durch und durch in ihrer Geschlechterrolle bleiben ohne klischeehaft oder banalisiert zu werden.


Alles in allem ein gelungener Roman, mit interessanten Nebenhandlungen und ungeahnten Wendungen.
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