Brasilien von seiner luxuriösen Seite: Maja lebt in einem gesicherten
Haus, unzählige Bedienstete kümmern sich um das Wohlergehen der attraktiven jungen
Frau, ihres Sohnes und ihres Mannes, einem der einflussreichsten Männer des
Landes. Nicht nur mit seiner Werbeagentur konnte Olavo Bettencourt nach dem
Ende der Militärdiktatur Geld machen, vor allem seine Nähe zu ranghohen
Politikern und halblegale Geschäfte mit diesen und für sie haben ihn ordentlich
am Aufstieg des Landes mitverdienen lassen. Doch hinter der Fassade brodelt es,
denn Maja ist es leid für Olavo Vorzeigefrau zu spielen und ihm wann immer er
es wünscht zu Diensten zu sein und wer Geld hat in Brasilien, lebt gefährlich.
Nicht ohne Grund wurde eine Gruppe von Erpressern auf Olavo aufmerksam und nach
kleinen Planänderungen soll nun sein Sohn in ihre Gewalt gebracht werden.
Man merkt diesem Roman an, dass er nicht in die typisch
europäischen Krimi-Schemata passt. Es fehlen Ermittler in diesem Fall – Polizeiaktivität
gibt es zwar, jedoch mehr als bezahlte Dienstleistung, die den Schönen und
Reichen gegen ein kleines Handgeld erfüllt wird. Auch sind Umfeld und Szenario
gänzlich verschieden von den bekannten Mustern: die extremen Gegensätze Brasiliens
zwischen gesicherten Wohnanlagen mit Wachpersonal und ärmlichsten Behausungen,
der gelebte Luxus mit Reisen in alle Welt und demgegenüber die großen Träume,
die jedoch nie erfüllt und lediglich von Generation zu Generation
weitergereicht werden.
Ebenfalls ungewohnt ist das Frauenbild, das hier die stark
patriarchische Machokultur widerspiegelt: Frauen gibt es in zwei Ausführungen,
entweder als attraktives Lustobjekt, das dann gerne vom Wohlstand des Mannes
profitieren kann oder als schwerarbeitende Putzfrau respektive Bedienstete, die
nie wirkliche Chancen auf einen Aufstieg hat. Starke und mächtige Männer haben
das Land und die Wirtschaft im Griff. Aber nicht alle Männer sind vom Erfolg
verwöhnt; die Söldner sind immer in Lebensgefahr und auch wer regulär arbeitet
und sein Geld legal verdient, hat keinen Anspruch auf ein faires Ende und ein
bisschen Glück.
Edney Silvestre liefert einen ernüchternden und verstörenden
Blick auf die Lage Brasiliens; dies macht ganz deutlich die Stärke des Romans
aus. Auch wenn der Roman im Jahr 1990 angesiedelt ist, dürfte sich seither
wenig Grundlegendes geändert haben. Der Kriminalfall hatte zwar ein
unerwartetes Ende, blieb für mich aber hinter den Erwartungen zurück –
insgesamt stellt sich mir die Frage, ob es sich überhaupt um einen Krimi
handelt, was jedoch bedingt durch eine andere Krimikultur in Südamerika
allgemein und Brasilien im Besonderen begründet sein könnte.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal für das
Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zum Titel finden sich auf der Seite der Verlagsgruppe Random House.