Freitag, 26. August 2016

Christopher Kloeble - Die unsterbliche Familie Salz

Rezension, Roman, Familiengeschichte

Die beste Adresse am Platz: das Hotel Fürstenhof in Leipzig. Herr Salz bringt dafür seine Frau und die beiden Töchter Lola und Gretl von München nach Leipzig. Als die Mutter nach der Geburt des dritten Kindes immer mehr zerfällt, vereinsamen und die Töchter und schließlich kommt es durch mysteriöse Umstände zum Tod der Mutter. Lola muss das Hotel verlassen und wird es erst viel später wiedersehen. Zunächst muss sie als Schauspielerin den Ersten Weltkrieg alleine mit zwei kleinen Kindern überleben und eine Odyssee durch Deutschland mitmachen. Die Erlebnisse prägen sie schwer und auch ihre Tochter Ava wächst so unter bescheidenen Bedingungen auf. Jung schon verliebt sie sich und wird schwanger – doch der Vater des Kindes verlässt sie 1960 und so muss auch sie alleine sich durch die Welt schlagen. Erst die Wendezeit ermöglicht den Nachkommen wieder Zugang zum Hotel und Lola sieht sich bereits als Herrscherin über den Fürstenhof.

Ein Roman mit Zeitsprüngen, eine Familie mit einem Schicksal – alle sind sie durch Lolas Tat oder Vision in jungen Jahren geprägt und müssen diese Last tragen. Ob der Autor eine Art erbliche psychische Erkrankung nahelegt, ist nicht ganz klar, denn die Symptome sind nicht eindeutig, aber zumindest das Schicksal hat einiges für die Familienmitglieder bereitgehalten. Der Roman kann vor allem in den ersten beiden Episoden über die junge Lola und die Kriegswirren überzeugen. Hier ist er sprachgewaltig und überzeugend werden auch kleine Nuancen eingebaut. Danach lässt er für mich aber mehr und mehr nach und auch das Handeln der Figuren kann mich nicht mehr in dem Maße gewinnen wie die zuvor der Fall war. Vor allem Ava ist hier für mich nicht stimmig in ihrer Sucht, dabei hätte sie eine tolle, starke Frauenfigur werden können. Auch die junge Liebe um die Wendezeit ist mir eher suspekt als glaubwürdig zu wirken, die Figur Margots erscheint mir nicht authentisch, sondern stark konstruiert.


Das Gesamturteil fällt daher verhalten aus, nach sehr starkem Beginn leider ein ebenso starker Abfall, wenn auch durchaus insgesamt lesenswert.
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