Montag, 29. August 2016

Michel Bussi - Das verlorene Kind

Rezension, Krimi, Roman, Frankreich

Malone ist kein normales Kind. Nicht genug, dass behauptet, dass sein Lieblingsstofftier Gouti mit ihm sprechen kann, er vertritt gegenüber dem Schulpsychologen auch noch die Meinung, dass seine Maman gar nicht seine echte Mutter ist. Phantasien eines 5-Jährigen? Vasile bittet Commandante Marianne um Hilfe, die hin und her gerissen ist und zudem noch einen großen Fall zu lösen hat: endlich sind sie den Räubern von Deauville auf der Spur und kurz vor der Festnahme eines der Hauptverdächtigen. Marianne ahnt nicht, dass die beiden Fälle eine direkte Verbindung haben und dass sie selbst unmittelbar manipuliert wird.

Michel Bussis neuer Krimi, der einen als Leser lange Zeit im Dunkeln tappen lässt. Die seltsamen Geschichten des kleinen Malone haben lange Zeit wenig Sinn, werden dann aber ganz simpel und überzeugend aufgeklärt. Er ist für mich der große Protagonist, der lange Zeit die Handlung tragen kann – die erwachsenen Figuren sind bei weitem nicht so ausgereift und überzeugend. Marianne als Commandante ist mir insgesamt zu emotional, was der Position nicht gerecht wird, auch fehlt ihr für meinen Geschmack die entscheidende Cleverness, um als große Figur und Ermittlerin zu fungieren. Die restliche Besatzung der Polizei bleibt zu weit am Rand, um eine tragende Rolle einzunehmen, auch wenn sie entscheidende Fakten liefern. Die Bande der Verbrecher bleibt auch zu diffus – dies ist zwar einerseits der Handlung geschuldet, die mit mehr Details zu einem früheren Zeitpunkt viel an Spannung verloren hätte, lässt sie so aber in ihrer Rolle etwas zu blass wirken.

Der Plot an sich ist lange Zeit unklar, verschwommen und voller Mosaiksteinchen, die wenig Sinn ergeben. Nach und nach werden die Verbindungen ersichtlich und auch logisch motiviert begründet. Ein unglaubliches Gebilde, dass Bussi konstruiert und auch gut löst. Für das Ende wäre mir ein anderer Ausgang nicht lieber gewesen, aber logischer ganz sicher. Auch war mir hier die Polizeiarbeit zu unglaubwürdig verzögert.


Ein durchaus komplexes Konstrukt, das lange gut unterhält und fesseln kann, nur in der Figurenzeichnung und dem Ende etwas schwächelt.
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