Ende der 1970er Jahre. Behsad kämpft für die Revolution im Iran, gegen den Schah und für eine neue Ordnung im Land. An seiner Seite seine Frau Nahid, die ebenfalls von einem Leben in Freiheit träumt. Das erhalten sie scheinbar in Deutschland, nach ihrer Flucht. Doch auch die deutsche Provinz ermöglicht ihnen nicht das Leben, von dem sie träumen. Die Sprache, die Kultur, andere Dinge als im Iran beschränken sie nun. 1999, eine Reise zurück. Nahid und ihre beiden Töchter Laleh und Tara fahren nach Teheran, um die verwandten zu besuchen. Für Laleh ist das Land fremd geworden, obwohl sie hier einige Jahre noch gelebt hat und die Sprache spricht. Auch hier ist sie Ausländerin und findet nur schwer Zugang zu den Jugendlichen. Weitere 10 Jahre später berichtet Mo von den deutschen Studentenprotesten, die so belanglos und unbedeutend sind im Gegensatz zu den Gleichaltrigen, die in Teherans Straßen ihr Leben riskieren für eine bessere Welt.
In 10 Jahresschritten lässt Shida Bazyar uns in die Köpfe
der Mitglieder einer Familie blicken und beschreibt so die Geschichte des Irans
und iranischer Flüchtlinge in Deutschland. Wie gefährlich der Kampf für Frieden
und Freiheit in terroristischen Regimen ist, wie sich die vermeintliche
Freiheit in einem fremden Land als neue Gefangenschaft herausstellen kann, wie
Kinder zwischen die Kulturen geraten und sich darin verlieren. Beeindruckend,
wie ihr die unterschiedlichen Perspektiven gelingen und wie sie diese glaubhaft
schildert. Für am interessantesten war der Abschnitt Lalehs, die in ihre Heimat
reist, die ihr so fremd geworden ist und die ganz extrem die Unterschiede
zwischen den Ländern aufzeigt. In diesem Abschnitt steht auch ein Satz, der
vermutlich am besten die Lage im Iran charakterisiert: „Religion ist Opium für
das Volk, aber dieses Volk braucht das Opium, um vor der Religion zu flüchten.“
Für mich ein durch und durch gelungener Einblick in ein Land
und eine Problematik, die oft nur als Randnotiz wahrgenommen wird oder eine von
unzähligen Meldungen in den Nachrichten ist.