Mittwoch, 10. August 2016

Lot Vekemans - Ein Brautkleid aus Warschau

Roman, Rezension

Marlena findet in Natan, einem amerikanischen Touristen, die Liebe ihres Lebens. Endlich erscheint die Möglichkeit vor dem polnischen Dorfleben und ihrer Familie zu flüchten greifbar. Doch plötzlich reist Natan nach Hause und lässt nichts mehr von sich hören – und Marlena ist schwanger. Verzweifelt und ratlos gerät sie an eine Heiratsvermittlung, die sie zu dem holländischen Bauern Andries führt, mit dem sie fortan ein bescheidenes und ruhiges Leben führt. Andries sieht in Stan seinen eigenen Sohn und alles könnte gut werden. Doch als Marlenas Mutter im Sterben liegt, kehrt sie mit dem Jungen zurück und erfährt dort, dass Jahre zuvor nicht alles so war, wie sie dachte.

Lot Vekemans Roman taucht ab in die Tiefen der Psyche und der Traurigkeit. Keine der Figuren ist glücklich. Niemandem schenkt das Leben etwas. Alle schaden bewusst oder unbewusst den anderen und laden Schuld auf sich. Nacheinander erhalten wir drei Sichtweisen auf die Handlung, zunächst die junge Marlena, gefangen in der polnischen Tradition und blind vor Liebe; Andries verzweifelt wegen Marlenas und Stans Flucht und ebenfalls gefangen in der holländischen Familientradition; Szymon, ein Leben lang unter seiner Mutter leidend, auch als diese schon tot ist, und nie da ankommend, wo er hin möchte. Alle drei Leben sind geprägt durch Zwang von außen und fehlende Freiheit – aber auch fehlenden Mut, den sie erst sehr spät aufbringen.


Der Roman geht tief ans Eingemacht, die Emotionen sind oft schwer zu ertragen, vor allem, weil wir als Leser nur mit den Figuren leiden können. Dennoch wirken die Handlung und die Figuren authentisch und ihr Leben wir glaubwürdig eingefangen. 
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