Marlena findet in Natan, einem amerikanischen Touristen, die
Liebe ihres Lebens. Endlich erscheint die Möglichkeit vor dem polnischen Dorfleben
und ihrer Familie zu flüchten greifbar. Doch plötzlich reist Natan nach Hause
und lässt nichts mehr von sich hören – und Marlena ist schwanger. Verzweifelt
und ratlos gerät sie an eine Heiratsvermittlung, die sie zu dem holländischen Bauern
Andries führt, mit dem sie fortan ein bescheidenes und ruhiges Leben führt.
Andries sieht in Stan seinen eigenen Sohn und alles könnte gut werden. Doch als
Marlenas Mutter im Sterben liegt, kehrt sie mit dem Jungen zurück und erfährt
dort, dass Jahre zuvor nicht alles so war, wie sie dachte.
Lot Vekemans Roman taucht ab in die Tiefen der Psyche und
der Traurigkeit. Keine der Figuren ist glücklich. Niemandem schenkt das Leben
etwas. Alle schaden bewusst oder unbewusst den anderen und laden Schuld auf
sich. Nacheinander erhalten wir drei Sichtweisen auf die Handlung, zunächst die
junge Marlena, gefangen in der polnischen Tradition und blind vor Liebe;
Andries verzweifelt wegen Marlenas und Stans Flucht und ebenfalls gefangen in
der holländischen Familientradition; Szymon, ein Leben lang unter seiner Mutter
leidend, auch als diese schon tot ist, und nie da ankommend, wo er hin möchte.
Alle drei Leben sind geprägt durch Zwang von außen und fehlende Freiheit – aber
auch fehlenden Mut, den sie erst sehr spät aufbringen.
Der Roman geht tief ans Eingemacht, die Emotionen sind oft
schwer zu ertragen, vor allem, weil wir als Leser nur mit den Figuren leiden
können. Dennoch wirken die Handlung und die Figuren authentisch und ihr Leben
wir glaubwürdig eingefangen.