Karl Hellmann begibt sich auf Forschungsreise. Mit seiner
Frau Margit hat er das Setting der Untersuchung genauestens studiert: ein
Fragebogen, den man im fernen Bhutan verwendet, um das „Bruttonationalglück“
verwendet, wurde leicht modifiziert und in qualifizierten Gesprächen sollen nun
Deutsche – systematisch durch willkürliches Aufblättern des Telefonbuchs
ausgewählt – befragt werden. In einem namenlosen Ort lässt Karl sich im Hotel
Post nieder, wo zunächst außer ihm keine Gäste logieren und er sich auch von
dem herabgekommenen Zimmer nicht abschrecken lässt. Die Wirtin wird seine Probandin
F1, doch schon gleich das erste Interview läuft aus den Rudern und Karl ahnt,
dass das Unterfangen schwieriger werden könnte als gedacht.
Anna Weidenholzers Roman steht auf der Longlist des
Deutschen Buchpreises 2016, was für mich Anreiz zum Lesen des Romans war. Die
Grundzüge des Plots finde ich auch durchaus attraktiv: die Suche nach dem
Glück, bzw. dem, was den durchschnittlichen Menschen glücklich macht, das
Auffinden der Bewohner eines x-beliebigen Ortes in ihrem Alltag. Doch leider
kann mich der Roman an keiner Stelle wirklich packen.
Dies mag zum einen an der Erzählperspektive liegen, die
Autorin hat sich für einen Stream of Consciousness rein aus der Perspektive des
Protagonisten Karls entschieden. Hat eine solche Figur ausgesprochen unsympathische
Züge – hier: Arroganz, Dummheit, gleichzeitig Abhängigkeit von einer abwesenden
Person, Naivität und fehlende Zielgerichtetheit – wird das Lesen immer etwas
quälend und eintönig. Es fehlen die Facetten und Nuancen, weil ungefiltert nur
eine einzige Sicht auf die Dinge geschildert wird. Dies gelingt der Autorin,
Karl als Figur ist in sich glaubwürdig und konsistent, nur leider schwer zu
ertragen.
Das Setting hätte Begegnungen mit unterschiedlichen anderen
Figuren ermöglicht, die ihrerseits interessante Ansichten hätten hervorbringen und
so ein buntes und vielschichtiges Bild entstehen lassen können. Durchaus
stimmig im Kontext der Figur Karl gelingt es ihm nicht, diese Personen zu
finden und zu einem Interview zu motivieren, so dass die verbleidenden wiederum
inhaltlich für mich nicht interessant werden.
Analytisch betrachtet passt hier sehr viel und kann man den
Roman durchaus als gelungen bezeichnen, aber er kann nicht unterhalten und macht
schlichtweg keine Freude. Leider steht
er hier in einer guten deutschen Tradition, dass mit Preisen (bzw.
Nominierungen) geehrte Romane nicht nur sperrig, sondern quälend beim Lesen
sind. Blicke ich auf die Longlist des Man Booker Prize 2016, habe ich dort
literarisch ausgereifte Bücher gefunden, bei denen jede Seite auch ein Genuss zu
lesen ist. Es muss nicht malträtieren, um gut zu sein.