Der Erzähler ist gerade dabei sich von seiner langjährigen
Freundin zu trennen, schon seit einiger Zeit verbindet sie nichts mehr und als
ihm Julika begegnet, ist das Ende besiegelt. Mit ihr wird er ein Leben
beginnen, das leider nicht hält, was er erwartet hatte. Kinder bekommen sie,
aber keine gute Ehe ist möglich, zu verschieden sind sie, zu jähzornig und
hasserfüllt seine Frau. Eine Trennung, ein Kampf. Über Jahre finden sie keine
Ruhe und er kann in der neuen Beziehung mit Sonja nicht frei sein. Auch seine
Eltern führten schon keine glückliche Ehe, wiederholt sich vieles einfach? Wie
wird das Liebesleben seiner Kinder aussehen, erkennt er nicht dieselben
Strukturen und Fehler, die sein Leben bestimmten. Am Ende taucht eine Frau wieder
auf, die im Jahrzehnte zuvor schon einmal gezeigt hat, was Liebe sein kann.
Damit schließt sich der Kreis und seine Erziehung durch all die Frauen ist
abgeschlossen.
Zugegebenermaßen hätte mich das Buch nicht wirklich zum
Lesen verlockt. Der Titel mutet seltsam an, ans das Labyrinth des Covers hätte mich
auch nicht unbedingt angesprochen und ein Buch über die verschiedenen
Liebschaften eines Mannes klang zunächst auch nicht unbedingt überzeugend. Die
Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2016 hat mich jedoch zu dem Titel
greifen lassen und unumwunden kann ich zugeben: glücklicherweise, denn dieser
Roman wäre an mir vorbeigegangen.
Der Titel birgt eigentlich schon alles, was das Buch
beinhaltet, aber möglicherweise sollte man ihn weniger pädagogisch, sondern
vielleicht biologisch betrachten. Eine Pflanze wird gesät und wächst, ihre
Umweltbedingungen nehmen Einfluss, mal versucht man ihr etwas Gutes zu tun, mal
schadet man ihr eher. Was aus der kleinen Saat wird, ist jedoch nicht wirklich
in der Hand des Gärtners und dass irgendwann ein Ende kommt, ist ebenfalls
unvermeidlich. Der Erzähler wird aufs Leben losgelassen, durchaus behütet, wenn
auch nicht immer unter Idealbedingungen, wird durch seine Beziehungen
beeinflusst und doch wächst er daran auf seine eigene Weise, wird groß und
stark und so wie eine Pflanze an ihrem Platz bleibt, bleibt bei sich und seiner
Musik.
Das Cover verdeutlicht das, was mit ihm passiert: das Leben
als Verwirrspiel, von dem man nicht genau weiß, ob man die richtige Abzweigung
nimmt, oder sich doch eher verrennt, an manchen Stellen warten Frauen, denen er
begegnet, die einen Bruch im Muster verursachen, doch es geht irgendwann
weiter, bis er zu sich selbst findet.
Bleibt die letzte offene Frage: interessiert es mich als
Leserin, wenn ein Mann über seine Beziehungen spricht? Michael Kumpfmüller ist
es hier gelungen einen ansprechenden Ton zu finden, sein Protagonist berichtet
mal wehmütig, mal eher analysierend, ebenso von schwierigen Gefühlslagen wie
von harten Kämpfen. Die Frage ob Mann oder Frau ist deutlich weniger relevant
als erwartet, denn schließlich handelt es sich um einen fühlenden Menschen, der
mal enttäuscht wird, mal selbst enttäuscht, der sich stabile und dauerhafte Zweisamkeit
wünscht, jedoch es passt etwas nicht und der Wunsch bleibt unerfüllt. Die
Phasen seines Lebens werden durch die Frauen gegliedert und alle hatten
letztlich ihren Anteil an seinem Leben und dem, was aus ihm geworden ist. Einen
Grund zur Reue gibt es nicht, denn sonst wäre er nicht der, der er am Ende ist.