Eine Frau ist gestorben, nur eine kleine Gemeinde nimmt
Abschied. Tessa ist tot. Doch der Blick geht zurück auf das Leben, das dem Tod
vorausging. Ihre Liebe zu Marius. War es Liebe oder doch mehr ein unbändiges
Verlangen? Hat er sie verehrt oder nur begehrt? Immer wieder in ihrem Leben
sind sie sich begegnet, er, der Journalist, und sie, die Autorin. Doch sie
hatten auch andere Partner, Tessa sogar einen Sohn, aber diese konnten nicht
die Verbindung zwischen beiden zerschneiden, eine Liebe oder eher eine
Leidenschaft, die schon ganz früh begonnen und im Laufe ihrer beiden Leben
unterschiedliche Formen angenommen hat.
Gustaaf Peeks Roman irritiert den Leser zunächst, beginnt er
mit dem Tod der Protagonistin. Auch der männliche Hauptcharakter findet schon
bald ein eher unschönes Dahinscheiden. Die umgekehrte Chronologie ist gewöhnungsbedürftig
und ich bin mir nicht sicher, ob sie der Geschichte zuträglich ist. Manche
Figuren tauchen erst spät im Leben Tessas auf und verschwinden daher, wenn man
von der Zeit davor erfährt. Manches bleibt diffus, wie ihre Beziehung zu Paul,
um die es zwar nur peripher geht, die aber durchaus interessant hätte sein
können. Alles dreht sich immer wieder um Tessas und Marius‘ Beziehung, die unterschiedliche
Formen annimmt und in unzählige Varianten erzählt wird. Überrascht hat mich die
Deutlichkeit und Explizitheit mit der Peek die Begegnungen der beiden
schildert, bisweilen fand ich die explizite Wortwahl etwas verstörend, aber
vielleicht passt genau dies zu den beiden Figuren und ihrer Liebe: sie ist
oftmals nicht romantisch-verspielt, sondern animalisch und von der Lust
geleitet. Sie entdecken nicht die Tiefen ihrer Seelen, sondern die Spielarten
ihrer Körper. Die Chronologie der Ereignisse wird umgekehrt und so kann man vom
Niedergang zum Anfang der Beziehung, zum ersten scheuen Blick, der endlos viele
Möglichkeiten eröffnet, eine ungewöhnliche Reise antreten.
Für mich ein nicht einfach zu fassender Roman. Gewagt die
Erzählweise, die viel vom Leser verlangt und sicher aufgrund der ungewöhnlichen
Art im Gedächtnis bleibt. Die Ausdrucksweise für meinen Geschmack mutig und
oftmals nah am Obszönen. Die Liebe der beiden Protagonisten unkonventionell,
denn nicht die Seelenverwandtschaft, die häufig in der Literatur ihren Platz
findet, sondern die physische Anziehung bestimmt den Takt. Auf vielerlei Ebenen
ein etwas anderer Roman.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal für das
Rezensionsexemplar. Mehr Informationen zum Titel finden sich auf der Seite der Verlagsgruppe Random House.