Ein beschauliches Winzerdorf an der Mosel. Zuerst hat es
Penny dorthin verschlagen, eines Mannes wegen, der später einfach verschwinden
würde. Ihre Freundinnen aus Kindheitstagen sind ihr aus dem fernen Berlin
gefolgt, Beatrice, Dodo und Laura haben sich in der Provinz ein neues Leben
aufgebaut. Alle vier sind ohne Mann, aber noch lange keine Witwen. Das Leben
geht tagein tagaus seinen Lauf ohne große Überraschungen. Da muss noch etwas
geschehen – eine Reise ist die Idee. Und dazu muss ein Chauffeur her. In dem
jungen Benedix finden die vier Frauen einen Begleiter für ihre Fahrt, deren
Ziel noch unbekannt ist.
Auch den vier Witwen kam die Ehre zu, auf der Longlist für
den Deutschen Buchpreis 2016 zu stehen. Für mich das vierte der nominierten
Bücher und im Vergleich zu den drei vorherigen eine positive Überraschung. Angenehm
flüssig liest sich der Roman, die Dialoge sind glaubwürdig, die Sprache nicht
gerad poetisch, aber genau passend zu den Figuren, dem Ambiente und der Geschichte.
Alles wirkt einfach rund und stimmig und wird dadurch zu einer vergnüglichen
Lektüre. Die vier Frauenfiguren ebenso wie der einzige Mann sind liebevoll mit
kleinen Details entwickelt, auch wenn ich einige Zeit brauchte, sie wirklich
auseinanderhalten zu können.
Interessant machen den Roman jedoch weniger die
präsentierten Charaktere, auch die Handlung der Reise – die tatsächlich nicht
sehr weit führt und eher beschauliche Zwischenstopps als große Orte zu bieten
hat – ist nicht das, was diesen Roman literarisch attraktiv gestaltet. Es ist
letztlich der Rückgriff auf ein bekanntes Muster, das man länger nicht gelesen
hat: Die Pilgerreise, auf der ganz klassisch die Figuren nacheinander eine
Geschichte erzählen. Hier jeweils etwas, das die Freundinnen trotz der jahrelangen
Verbundenheit nicht wussten, etwas ganz Persönliches, ein tiefer Blick in das
Innerste der Freundin. Dieses alte Muster wird in neuem Gewand dargeboten und lässt
sich doch leicht erkennen. Auch werden hier nicht bekannte Wege beschritten, es
sind auch nicht fromme Gedanken, die die Wanderinnen leiten – aber sie suchen
doch nach Sinn in ihrem Leben und finden am Ende sogar ein Ziel.