Zwei Menschen, Julius Reither und Leonie Palm. Beide mit
großen Unternehmungen – einem Verlag und einem Hutgeschäft – gescheitert. Und
nun hat das Schicksal sie zusammengeführt, um auf eine gemeinsame Reise zu
gehen. Nach Sizilien brechen sie auf, mit im Gepäck ein Buch, das ohne Titel
verlegt wurde und dessen Einband nur den Namen der Autorin zeigt: Leonie Palm. Sie
scheinen beide schon alles gesehen und erlebt zu haben und sind doch nicht auf
das vorbereitet, was ihnen auf der Reise widerfährt. Eine Reise, die ungeahnte
Gefühle weckt und eine lange Suche zu einem gemeinsamen Ziel führt.
Bodo Kirchhoffs Novelle ist eins von zwanzig Büchern der
Longlist für den Deutschen Buchpreis 2016. Waren die beiden, die ich bisher von
der Liste gelesen habe, eher sperrig und schwer zugänglich, Bücher, die nicht
durch ihre Geschichte, sondern durch ihre Konstruktion überzeugen konnten,
finde ich bei Kirchhoff nun zur erfreulichen Abwechslung den Inhalt das stärkere
Moment. Seine beiden Protagonisten tragen die Geschichte und weben langsam ihre
Verbindung. Mal schneller Mal langsamer nähern sie sich an einander an und blicken
auf das, was war und das, was möglicherweise sein könnte. Der ganzen Handlung
unterliegt eine leichte Melancholie, die den Leser in eine sehr eigene Stimmung
taucht.
Besonders gelungen sind die Einwürfe und Einlassungen des
Erzählers, der gelegentlich seine zugedachte Rolle verlässt und zeigt, dass Ausbrüche
immer möglich sind und nicht so bleiben muss, wie es ist. Der zunächst seltsam
anmutende Titel „Widerfahrnis“, der das Wiederfahren wie auch das Fahren
vereint, passt am Ende auch ganz wunderbar zu der Novelle.