Eine finnisch-griechische Mythologin und vermeintliche
Satanistin. Ein sexbesessener britischer Archäologe auf Jobsuche. Eine
chaotische finnische Atheistin, die mit einem autistischen
Computerspielprogrammierer zusammenwohnt. Wobei, der Engländer ist eigentlich
tot. Das sind die kuriosen Zutaten für Miina Supinens Roman. Gemeinsamer Dreh-
und Angelpunkt ist eine Akademie in den finnischen Wäldern, in denen
urzeitliche Grabungen unternommen und alte Kulte gepflegt werden sollen. Das
Setting ist ebenso kurios wie die Figuren, dennoch entsteht eine nur allzu
menschliche Dreiecksgeschichte, die sich um die essentiellen Fragen des Lebens
dreht: wer liebt wen und wie viel? Wie wird das gezeigt? Was passiert nach dem
Tod? Was ist dran an den alten Sagen?
So schwer der Inhalt zu fassen ist – ein kurzer Ausschnitt
aus dem Leben der Figuren, nur wenige Wochen sowie zahlreiche episodenhafter
Rückblicke – so schwer ist es da Buch insgesamt zu fassen. Besonders gelungen
ist es, dem Leser kurze Einblicke in die finnischen Mythen und Sagenwelt zu geben.
Das Kalevala, das finnische Nationalepos, dürfte gerade im deutschen Sprachraum
weitgehend unbekannt sein und je mehr sich die Protagonistin Stella dieser
naturverbundenen, mit zahlreichen Geistern gesegneten Welt annähert, desto mehr
erfährt auch der Leser über diesen alten Blick auf unsere Welt. Hierzu passt,
dass ein Teil des Romans von einem Verstorbenen erzählt wird – der gar nicht an
Reinkarnation oder Geisterwesen glaubt. Auch wird der Wald als Schauplatz sehr
anschaulich und intensiv beschrieben, so dass man gerne an diese Welt zwischen
der unseren und dem Jenseits glauben mag.
Sehr dicht, in verspielter Weise, stellt die Autorin ihre
Figuren vor grundlegende menschliche Bedürfnisse und Fragen. Sie liefert uns
keine Antworten, aber die Herangehensweise, gespiegelt in diesen außergewöhnlichen
und höchst individuellen Charakteren, erlaubt einen ungewöhnlichen Blick auf
sie. Die wechselnden Perspektiven, Einschübe von Dritten und
aufeinanderprallenden Ansichten mit humoristischen Einlagen und gelungenen
Formulierungen lockern die Erzählweise auf, so dass die Geschichte trotz der
Tiefe und Schwere leicht bleibt. Das Cover, welches surrealistisch anmutet,
passt auch zu dem surrealistischen Inhalt: ein Zusammentreffen kuriosester
Elemente, die ein neues Ganzes ergeben, das unerwartet und dennoch schön ist.