Samstag, 29. November 2014

Thomas Sailer - Die Aktivistin

Die EU hat beschlossen das Bargeld im Euroraum abzuschaffen. Fortan gibt es nur noch die elektronische Währung. Die Bevölkerung scheint im Dämmerschlaf, doch in Johanna Perls Familie wird deutlich, dass man unmittelbar davon betroffen sein wird. Die Studentin fasst den Mut, sich gegen die große Reform und das Monstrum EU zu stellen und nicht klaglos alles über sich ergehen zu lassen. mit einem kleinen Blog und privaten Gedanken beginnt, was sich bald zu einer multinationalen Widerstandsbewegung auswächst. Immer mehr Befürworter stehen hinter der jungen Frau, doch auch in Brüssel ist man auf sie aufmerksam geworden und not amused. Gegen die Gallionsfigur muss etwas unternommen werden.

Thomas Sailer wagt ein Gedankenexperiment und arbeitet dieses an der Figur der Studentin Johanna ab. Inhaltlich finde ich den Roman mit seinem Ansatz hochinteressant – könnte ein einzelner stark genug sein, Massen zu mobilisieren und eine solche Entscheidung zu verhindern? Leider bleibt er mir dabei oft zu oberflächlich und reißt nur an, ich hätte mir ein tieferes Durchdrungen der Thematik auch fiktiv gewünscht, um die Gefahren einer solchen Idee deutlich zu machen. Auch bleibt mir Johanna zu diffus, oftmals scheint sie den Anschluss an die Entwicklung verpasst zu haben und wirkt geradezu dümmlich, immer wieder muss ihr jemand einfachste Dinge erklären. Eine Aktivistin hätte ich mir hier nicht nur ausnehmend hübsch, sondern auch mit etwas mehr Intelligenz gesegnet und forscher vorgestellt. Auch die anderen Figuren sind nur schablonenhaft gezeichnet ohne wirklich zum Leben erweckt zu werden. Das größte Manko ist für mich der Sprachstil. Der Text holpert vor sich hin, wirkt gestelzt, die Dialoge unglaubwürdig. Möglicherweise liegt das daran, dass der Autor Österreicher ist, aber mir wäre bislang nicht aufgefallen, dass man in unserem Nachbarland eine Gesprächskultur wie der deutschen Vorkriegszeit pflegen würde.


Das Fazit ist schwierig. Die Idee ist die Stärke des Buchs, mich hat interessiert, wie dieser Gedanke fortgeführt wird. Die Umsetzung ist insgesamt für mich jedoch eher mäßig und nur begrenzt überzeugend gelungen. 
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