Jule ist verschwunden, da ist sich ihre Mutter sicher. Seit
Wochen hat sie nichts von der Tochter gehört, und nun hat sie sich auf den Weg
nach München zu ihr gemacht. Die Wohnung ist verweist – hier war schon lange
keiner mehr. Auch bei ihrem Nebenjob hat man sie lange nicht gesehen. Ihr
Nachbar, der scheue Martin, wundert sich ebenfalls, dass sie nicht da ist. Ist
die Trennung vom Freund Tim der Grund, dass sie Abstand sucht? Aber warum
meldet sie sich bei niemandem? Viele Freunde hatte sie nicht, aber so ganz ohne
Lebenszeichen? Der Leser ist der Mutter voraus: Jule wird gefangen gehalten und
misshandelt.
Ein klassischer Thriller, der auf zwei Erzählebenen
funktioniert. Die Geschichte um die Mutter und sie zähe Suche und im Wechsel
damit die Ereignisse um Jule einige Wochen zuvor. Langsam nähern sich die
Erzählstränge an. Obwohl der Leser schon weiß, wo und warum sich Jule dort
aufhält, bleibt die Spannung hoch, denn es ist nicht abzusehen, was mit ihr
geschieht. Insgesamt eine glaubwürdig konstruierte Handlung, die langsam die
Charaktere entwickelt und dennoch die für einen Thriller unerlässlichen Momente
höchster Spannung und zugegebenermaßen kaum zu ertragender Widerwärtigkeit bietet.
Keine unnötigen Schnörkel und überschaubares Personal lassen die Handlung
zielgerichtet ihren Verlauf nehmen ohne sich mit Längen und
Nebenkriegsschauplätzen aufzuhalten. Für mich eine runde, gelungene Sache.