Wendezeit in Dresden. Alte Eliten werden abgelöst durch
Westler, jeder rettet, was er noch retten kann und sorgt vor für das Leben im
neuen Staat. Staatsanwalt Mars aus Süddeutschland sieht den Neubeginn im fernen
Osten als Karrierechance, nicht ahnend, dass ihn dort gleich Mordfälle
erwarten, die die höchsten politischen Ämter in Aufruhr versetzen. Er braucht
Unterstützung, der im Vorruhestand befindliche Ermittler Wallner ist genau der
richtige. Mit Spürsinn, dem richtigen Riecher und dem passenden Maß an Abgebrühtheit,
suchen sie die Mörder von Herrn und Frau Paulus sowie einem desertierten
Soldaten der Sowjetarmee.
Der Krimi als solches präsentiert einen politisch heiklen
und authentisch wirkenden Fall. Die chaotische Übergangszeit nutzen sicherlich
viele, um alte Akten verschwinden zu lassen, Leichen im Keller zu beseitigen und
sich in eine günstige Position für den Neuanfang zu bringen. Daneben besticht
der Roman jedoch durch eine glaubwürdige Darstellung der Zeit, die scharfsinnig
mit auf den Punkt treffenden Formulierungen untermauert wird. Es macht enormen
Spaß, die kleinen Seitenhiebe, mal ironisch, mal sarkastisch, aber immer
treffsicher im Text zu finden und es fällt leicht, sich in die Zeit und die
Situation der Ermittler zu begeben. Die Figuren haben alle ihre Ecken und Kanten,
keiner ist durch und durch sympathisch und von Beginn an der „Held“. Doch ihre
kleinen Makel – seien es Staatsanwalt
Mars‘ typische Vorbehalte gegenüber dem Osten oder Wallners Auffassung von
Obrigkeitstreue und Rechtssinn – machen sie nicht nur liebenswert, sondern vor
allem menschlich. Sie agieren nach bestem Wissen und Gewissen im Dienste der Gerechtigkeit
und nichts anderes kann man sich wünschen.
Fazit: ein durch und durch gelungener Krimi vor einer interessanten
Kulisse.