Silvio Contin muss den vermutlich schlimmsten
Schicksalsschlag überhaupt hinnehmen: bei einem Überfall werden seine Frau und
sein 8-jähriger Sohn ermordet. Doch nur einer der Verbrecher kommt hinter
Gitter, der andere, der mutmaßliche Schütze bleibt in Freiheit und Raffaello
Beggiato schützt seinen Komplizen, denn der hat das Geld. Nach fünfzehn Jahren
Haft ist Beggiato jedoch am Ende, unheilbarer Krebs zeichnet seine letzten Tage.
Durch Begnadigung könnte er freikommen, doch dafür braucht er Contins
Unterschrift. Dieser will den Mord an seiner Familie rächen und sieht seine
Chance auf Rache gekommen.
Ein typischer Carlotto, der in die Abgründe der menschlichen
Seele steigt und Gefühle unermesslicher Intensität hervorholt. Sein Protagonist
wandelt sich vom Opfer, dem man das Leben zerstört hat, zum Racheengel, der das
vollendet, wozu die Polizei nicht imstande war. Kein Krimi, bei dem man den
Täter sucht, denn die sind alle bekannt. Die Frage bleibt nur: wer ist am Ende
härter und grausamer als die anderen. Und der Leser muss sich fragen, ob aus
Opfern auch Täter werden und ob Täter nicht auch Opfer sein können.