Irina Liebmann besucht ihre Heimat, die nie ihre Heimat war.
Als Tochter einer Russin und eines Deutschen ist sie in der DDR aufgewachsen
und ihr Geburtsland Sowjetunion gibt es schon längst nicht mehr. In drei reisen
versucht sie, Russland und seine Einwohner zu fassen – über die sie nur hinter
vorgehaltener Hand „von denen“ gesprochen hatte. Bei einer älteren Russin
mietet sie sich ein, täglich telefoniert diese mit den Kindern in Deutschland –
wo alles besser sein muss. Der Tag der Arbeit ist auch nicht mehr das, was er
einmal war. Auch in der Provinz macht sie erstaunliche Erfahrungen und stellt
fortan brav ihre kleinen Figuren auf, um den Heiligen gerecht zu werden.
Irina Liebmann beobachtet genau und beschreibt die nicht so
schönen Seiten des zerfallenen Landes. Die heruntergekommenen Bauten, das harte
Leben der alten, die nie einen Ruhestand erleben, weil sie es sich nicht
leisten können. Auch die Geschichte um die Schutzheilige aus Kasan, die das
Volk bewachsen soll, fand ich sehr interessant. Ein interessanter Blick auf
Russland, der darauf verzichtet zu beschönigen und zu verteufeln, sondern
einfach die Wahrnehmung wiedergibt.