Dienstag, 31. März 2015

Julian Barnes - Metroland

Julian Barnes Debut führt in das London der 60er Jahre, dann nach Paris 1968 und endet schließlich wieder im Londoner Suburb Metroland im Jahre 1977. Erzählt wird die Geschichte von Christopher Lloyd, der als Jugendlicher mit seinem Freund Toni die angepassten Erwachsenen verachtet und die mit ihrem Ziel des épater la bourgeoisie ihre Tage neben dem Kultivieren vor allem französischer Literaten des fin de siècle füllen. Diese Erfahrungen bringen den Studenten Christopher zwangsweise in die Heimat dieser verehrten Autoren, doch dort gibt er sich mehr der Affäre mit der bezaubernden Französin Annick hin als sich um das Tagesgeschehen zu kümmern und so verschläft er das hochpolitische Jahr 1968. Zurück in London nimmt sein Leben auch dank Marion einen eher gemäßigten Verlauf und als er 1977 seinen ehemals besten Freund wieder trifft, erkennt er, dass er sein Häuschen, den sicheren Job, die Ehe mit Marion und damit verbundene Treue und das Töchterchen Amy tatsächlich so sehr schätzt, wie er dieses Leben als Jugendlicher verachtete.


Ein coming of age Roman, der mich restlos begeistern und überzeugen kann. Die Dialoge zwischen Christopher und Toni als Grünschnäbel, die glauben alles zu wissen und aus der Literatur ihre Lebensweisheiten ziehen sind einfach herrlich abgehoben und absurd. Auch die Entdeckung der Liebe in Paris – wo auch sonst – und die abstrusen Umstände der Trennung sind sprachlich umwerfend geschildert. Für mich insbesondere bedeutsam und gelungen die Reflexion des Ichs von 1977 und die Spiegelung der großen Erwartungen des jungen Christopher. 

Ein vor allem sprachlich herausragender Roman, der die Frage beantwortet, warum Barnes immer wieder für die großen Buchpreise nominiert wird. Für mich schon jetzt eines der absoluten Highlights 2015.

Sonntag, 29. März 2015

Sarah Crossan - The Weight of Water

Die 12-jährige Kasienka muss ihre polnische  Heimat verlassen und reist mit ihrer Mutter nach England. Dorthin scheint ihr Vater geflüchtet und die Mutter will ihn finden. Der Start im neuen unbekannten Land ist nicht einfach. In nur einem Zimmer sitzt das Mädchen mit der Mutter und in der Schule ist sie die Außenseiterin, die noch dazu eine Klasse zurückgestuft wird. Einzig beim Schwimmen kann sie sie selbst sein und die Welt um sich herum vergessen. Die Gemeinheiten der Mädchen, die Traurigkeit der Mutter, die ärmlichen Umstände ihres Lebens in der Fremde machen ihr zu schaffen. Aber es besteht Hoffnung, sie findet den Vater und dessen neue Familie, sie wird ins Schwimmteam der Schule aufgenommen aufgenommen und dann ist da noch William, mit dem sie ihre erste Liebe erleben darf. Aber das neue Glück wird anders sein, als ursprünglich erwartet.

Das komplizierte Leben eines Mädchens in der Fremde, wo die Sprache nicht die Ausdrucksmöglichkeiten bietet, die Erwartungen der Eltern andere sind als das, was in der neuen Heimat gelebt wird. Die Brutalität des Teenagerdaseins, des Nichtdazugehörens und Außenseiterseins und die Schwierigkeit zu erkennen, weshalb man scheinbar so anders und falsch ist. Tröstlich, dass Kasienka mit dem Schwimmen einen Halt findet, der ihr Orientierung und Trost spendet und den Weg zu einem neuen Ist als Kasienka eröffnet.

Sarah Crossan trifft die Sprache Jugendlicher und ihre Protagonistin bietet sicher auch einiges an Identifikationspotenzial, da sie unaufgeregt erzählt, sich wundert und selbst viel Projektionsfläche für weitere Gedanken liefert. Verwunderlich der Druck, denn die Geschichte kommt optisch in Versform und nicht in Prosa daher, was doch eher ungewöhnlich ist.

Andreas Eschbach - Der Nobelpreis

Das ehrwürdige Komitee muss einmal mehr über die Vergabe der Preise entscheiden. Doch es gibt Manipulationen und Bestechungsversuche. Hans-Olof Andersson bleibt standhaft und lehnt das gebotene Geld ab. Er ist geradezu empört über diese verachtungswürdigen Vorgänge. Doch als man seine Tochter Kristina entführt, muss er sich beugen, um das Leben des Mädchens nicht zu gefährden. Was kann er tun, um sein einziges Kind aus den Händen der Entführer zu retten? Sein Schwager Gunnar fällt ihm ein, ein Verbrecher, der im Gefängnis sitzt und immer beste Kontakte in die Unterwelt hatte. Es gingt ihn, ihn in Freiheit zu bekommen und beide machen sich auf, das Mädchen zu befreien und die Entführer zu stellen. Dass der Radius der Verbrecher größer ist als geahnt, zeichnet sich mehr und mehr ab.

Das Buch beginnt ungemein spannend, wie ich finde. Die Umstände der Preisvergabe werden geschildert und der etwas biedere und integere Professor Hans-Olof gerät ins Zentrum. Doch dann kommt es zum Bruch in der Handlung und der Schwager Gunnar Forsberg wird zum Ich-Erzähler. Nun ist die Welt der Wissenschaft ausgetauscht durch die schwedische Unterwelt, die der Betrüger und Verbrecher, was sich in jeder Zeile bemerkbar macht. Dies ist durchaus gelungen, spricht mich aber in keiner Weise an. Dramaturgisch nachvollziehbar, für den Handlungsverlauf auch erforderlich, doch für mich als Leser und den Erwartungen etwas enttäuschend. Gunnar ist bemüht und setzt alles daran, das Mädchen zu finden, aber er ist kein Sympathieträger und ging mir in seiner Art ziemlich auf die Nerven. Eine geschickte Wendung am Ende kann zwar einiges retten, da es zu einer verblüffenden Auflösung kommt, doch letztlich blieb ich enttäuscht, da das Buch so gar nicht das liefert, was es versprochen hatte und der Titel letztlich völlig irreführend gewählt ist.

Judith W. Taschler - Die Deutschlehrerin

Ein Projekt führt den erfolgreichen Jugendbuchautor Xaver in die Schule seiner ehemaligen Lebensgefährtin Mathilda. Die Trennung war schmerzhaft, die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit sind bisweilen völlig verschieden und gemeinsam nähern sie sich zunächst  per E-Mail und in Geschichten an eine gemeinsame Vergangenheit. Doch wessen Erinnerung entspricht der Wahrheit und welche Geschichte bleibt eine Erfindung? Wieso haben sie nie eine Familie gegründet und wer war der Kopf hinter den Erfolgsbüchern? Doch die größte Frage: was geschah mit Xavers Sohn, der vor vielen Jahren spurlos verschwunden ist? Ist die Geschichte einer verlassenen Frau, die sich so an ihrem Ex rächt nur eine erfundene Story?

Das Buch besticht zunächst durch die Erzählweise, die das aktuelle  Wiedersehen bzw. die erneute Kontaktaufnahme, die zunächst einem purem Zufall geschuldet zu sein scheint, durch Erzählungen in der Vergangenheit, seitens Xavers und Mathildas, die Geschichte ihrer Familien, die sie in Erzählungen verarbeiten, mosaikförmig zusammenführt. Trotz der unterschiedlichen  Erzählebenen und Erzählzeiten wird doch immer klarer, wie die beiden an diesem Punkt ankommen konnten. Besonders gelungen die Erzählung oder besser die Varianten der Erzählung um den verschwundenen Sohn, für den gleich mehrere Erklärungen angeboten werden und man nicht weiß, wer bzw. ob einer der beiden Protagonisten Schuld trägt. Das gemeinsame  Erzählen und Erfinden verbindet Mathilda und Xaver und bindet den Leser mit ein.


Eine Liebesgeschichte, die völlig untypisch ist und zwischen tiefer Zuneigung und der Schwierigkeit gemeinsam zu sein hin und herpendelt.  Wer zuckersüß noch tragisch, sondern einfach ehrlich.

Donnerstag, 26. März 2015

Dorothy L. Sayers - Whose body?

Mr Thipps findet eine Leiche in seinem Badezimmer. Der Mann ist ihm völlig unbekannt und hereingebracht wurde er wohl durchs offenstehende Fenster. Noch bevor er die Polizei benachrichtigt, wendet er sich an Lord Peter Wimsey, Hobbydetektiv und Sohn einer Bekannten. Dieser untersucht den Tatort, sehr zum Missfallen von Inspektor Sugg, der den Privatmann nicht ausstehen kann. Ein zweiter Fall beschäftigt den Lord zugleich: das seltsame Verschwinden von Mr Levy, der scheinbar spurlos vom Erdboden verschluckt wurde. Besteht ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen?


Lord Peter Wimsey ist ein Detektiv im Stile eines Sherlock Holmes, mit genauer Beobachtungsgabe und scharfem Verstand gelingt es ihm, seine Fälle zu lösen. Natürlich ist er ein Exzentriker alter Schule und weiß seinen Stand angemessen zu repräsentieren, was ihm den nötigen Charme verleiht. Was der Autorin zudem gelingt, ist einem Krimi neben den charmanten Figuren auch eine gehörige Note Witz zu verleihen, was sich in köstlichen Dialogen bisweilen aus heutiger Sicht zur Absurdität führenden Wortwechseln äußert. 

A.L. Kennedy - Paradise

Hannah Luckraft verkauft Pappkartons. Nicht unbedingt die Karriere, die ihre Familie sich ausgedacht hat, noch dazu bei einem erfolgreichen Bruder. Aber das ist nicht ihr größtes Problem, sondern der Alkohol, der ihr immer wieder Teile der Erinnerung raubt, ohne den sie aber auch nicht leben kann. Mit Robert trifft sie auf einem Gleichgesinnten und obwohl sie immer mal wieder versuchen der Suchthölle zu entfliehen, stürzen sie sich doch wieder gemeinsam hinein, in den Sog aus Droge und Liebe.


Auch wenn das Buch vielerorts hochgelobt wurde, tat ich mich doch schwer damit. Vermutlich lag es an der unsäglichen Erzählerin, deren Lebensentwurf mir so extrem fremd war wie selten in einem Buch. Ihre seltsame Auffassung vom Leben und Sterben, dann die unzähligen Halluzinationen nach dem Trinken – es scheint mir sehr realitätsnah, was man der Autorin zugutehalten kann, aber es macht daraus ein schwer erträgliches Buch, dass man eigentlich immer wieder gerne weglegen möchte.

Montag, 23. März 2015

Rosa Likson - Abteil Nr. 6

Eine Zugfahrt von Moskau nach Ulan Bator in der Mongolei. Eine junge Finnin muss sich das Abteil mit einem älteren Mann teilen. Schon von der ersten Sekunde an ist sie von ihm angewidert. Seine derben Witze, sein grober Ausdruck und noch viel mehr seine frauenverachtenden Anmachen. Doch ein Wechsel in ein anderes Abteil ist nicht möglich und so sind sie mit einander gefangen, während draußen die Weiten der Sowjetunion vorbeiziehen. Sie erzählen sich ihr Leben, teilen ihr Schicksal, gehen gemeinsam aus, wenn der Zug mal wieder eine Zwangspause in Sibirien einlegen muss. Kommen sich näher – nehmen wieder Abstand. Beobachten das Land draußen und die Enge drinnen. Erzählen von ihrem Leben und den Enttäuschungen.

Kein leichtes Buch, sondern das ganze Ausmaß menschlichen Lebens, vor allem die negativen und schweren Seiten, in ein Abteil gepackt. Die Schicksalsgemeinschaft der zwei so verschiedenen Figuren, die namenlos bleiben, die sich ineinander spiegeln und gleichzeitig angezogen und abgestoßen werden. Auch die Sprache spielt dieses Spiel – zwischen Poesie und niedrigster Gosse changiert sie locker dahin. Für mich das Spannendste die detailreichen Beschreibungen der Orte und Landschaft, aber auch die kleinen Zwischentöne über das Leben in der Sowjetunion, die Situation der Ausländer und der Frauen. Dass die Autorin das Land kennt und genau studiert hat, geht aus jeder Zeile des Romans hervor und nicht umsonst wurde er mit dem Finlandia Preis ausgezeichnet.


Ein alles andere als alltäglicher Roman.

Sonntag, 22. März 2015

Sadie Jones - The Uninvited Guests

Emeralds Geburtstagsparty steht an und sie ist entschlossen zu feiern, auch wenn über der Familie ein großer finanzieller Druck lastet und sie drohen das geliebte Elternhaus zu verlieren. ihr Steifvater macht sich daher auf, um ein Darlehen zu bitten. Viele Gäste sind nicht geladen. neben Mutter Charlotte und den Geschwistern Imogen, genannt Smudge, und Bruder Clovis werden Patience und ihr Bruder Ernest, die zu Kindertagen mit Emerald und Clovis eng befreundet waren, erwartet, sowie John, der Emporkömmling, der sich Hoffnungen auf eine Vermählung mit Emerald macht. Doch der Abend verläuft anders als geplant. Ein Zugunglück in der Nähe lässt das Haus plötzlich mit Menschenmassen überlaufen, denen sich keiner der kleinen Gesellschaft wirklich gewachsen sieht. Und dann taucht da noch ein vermeintliches Zugopfer auf, das jedoch ganz andere Motive für den Besuch hegt und die Familienbande bis aufs Extremste strapazieren wird.

Der Roman lebt von einer herrlich distanziert-ironischen Sprache, die ihn zu einem wahren lesevergnügen werden lässt. Die Handlung schleppt sich für meinen Geschmack bisweilen etwas dahin und kommt kaum voran. Insbesondere die Episoden um die völlig gestörte Smudge entbehren nicht einer urkomischen Groteske und das Mutter-Kinder Verhältnis ist ebenfalls ein Ausbund an Absurdität – all dies von einem Erzähler kommentiert, der die passenden Worte für die Gedanken des Lesers findet.


Eine Zeitreise 100 Jahre in die Vergangenheit, die zum echten Vergnügen wird.

Michael Frayn - Skios

Dr. Norman Wilfred soll auf der Insel Skios einen Vortrag über Scientometrics halten. Doch am Flughafen wird sein Gepäck vertauscht und auch sein Abholdienst der Gesellschaft,d ie ihn eingeladen hat, ist nirgendwo zu entdecken. Ein etwas verwirrter Taxifahrer und bringt ihn wie er vermeintlich denkt, zum Tagungsort. Oliver Fox indes nutzt die sich bietende Chance und gibt sich kurzerhand als der gesuchte Experte aus, da ihn die bezaubernde Nikki auch so herzerwärmend betreut. Gewieft wie er ist, kann er die Fassade auch gegenüber experten aufrechterhalten, obwohl sich so mancher wundert, wie jung der Forscher doch ausschaut. Da es in der illustren Gesellschaft aber noch mehr Personen gibt, die nicht sind, wer sie vorgeben oder sich nicht dort aufhalten, wo ihre Liebsten sie wähnen, deckt auch niemand das Spiel um falsche Identitäten auf.

Die Charaktere sind zugegebenermaßen wenig interessant und auch nicht besonders ausgereift. Der Roman wird nicht von ihnen getragen, sondern von dem Spiel mit dem falschen Schein, der auch die Welt der Wissenschaft ein Stück weit enttarnt, denn der Eindringling Fox kann relativ entspannt mit den werten Herrschaften fachsimpeln ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben. Ebenso erheiternd das Spiel mit den sozialen Rollen und Erwartungen, der arme – wahre – Dr. Wilfred kann so gar nicht ertragen, wie man ihn behandelt. Alles in allem eine leichte Komödie zur entspannten Unterhaltung.

Samstag, 21. März 2015

Jenny Offill - Department of Speculation

Das Ende einer Ehe, einer Liebe, die einfach im Laufe der Zeit verschwunden ist. Nach der ersten Verliebtheit, der Hochzeit, der Tochter rinnen die Jahre nur so dahin und irgendwann geht in all dem Familien- und Alltagsleben etwas verloren, das sie einmal verbunden hat. Und nun müssen sie sich dem stellen, was übrig ist von ihren gemeinsamen Träumen und Erwartungen.


Gemessen an meinen Erwartungen war das Buch ein totaler Reinfall. Eine unstrukturierte Aneinanderreihung von Banalitäten, die für mich zwar durchaus das Gesamtbild einer kaputten Ehe ergeben, aber weder besonders spannend noch sonstwie interessant waren, sondern einfach belanglos und egal. Auch sprachlich konnte mich das Buch in keiner Weise packen, die versprochene Poetik hab ich nicht finden können, sondern eigentlich nur das, was man in etlichen Foren gängiger Frauenzeitschriften genau so auch finden kann. Das Klagen einer Frau, die erkennt, dass nichts mehr da ist, von den großen Erwartungen. 

Patrick Modiano - Dora Bruder

Bei recherchearbeiten stößt Patrick Modiano auf eine alte Ausgabe der Paris-Soir, in der 1941 vom Verschwinden der 15-jährigen Dora Bruder berichtet wird. Er beginnt nachzuforschen, wer war dieses jüdische Mädchen, das in der Anzeige recht detailliert beschrieben wird und weshalb ist sie geflohen. Geboren als Tochter eines österreichischen und einer ungarischen Jüdin lebte sie im 12. Arrondissement bis sie 1940 als Waisenkind unter falschem Namen in ein Heim gegeben wurde. Dabei war zu diesem Zeitpunkt in Paris noch nicht mit starken Repressionen gegen Juden zu rechnen. Wollten die Eltern sie schützen? Aber wozu die Flucht und was geschah in der Zeit zwischen dem Verschwinden und der Festnahme durch die Polizei, das schließlich zum Wiedervereinen mit den Eltern und letztlich zum Transport nach Auschwitz führte?


Kein Roman im klassischen Sinne, sondern die Rekonstruktion eines Lebens in der dunkelsten Zeit der Geschichte. Mosaikartig setzen sich mehr und mehr Informationen zusammen, die jedoch fragmentarisch bleiben und nur im Ansatz ein ganzes Bild ergeben. Was jedoch ohne Zweifel offenkundig wird, ist die Situation der jüdischen Bevölkerung im besetzten Frankreich und die zunehmenden Schwierigkeiten, unter den Nazis ein normales Leben zu führen. Aber die Recherchen Modianos blieben nicht ohne Folgen: seit Januar 2015 ist in Paris eine Straße nach Dora Bruder benannt.

Mittwoch, 18. März 2015

Diane Brasseur - Der Preis der Treue

Nur wenige Stunden vor dem Aufbruch zum Familienurlaub in New York, führt der Ich-Erzähler sich sein Leben vor Augen, wobei es eigentlich eher zwei Leben sind: eins mit seiner Frau, seiner Tochter und dem schwerkranken Vater in Marseille, bei denen er nur die Wochenenden verbringen kann. Und das andere in Paris, bei seiner Geliebten Alix, die mehr als 20 Jahre jünger ein ganz anderes Leben lebt. Er lässt Revue passieren, wie alles anfing. Vergleicht die sehr verschiedenen Frauen und ihre Lebensweisen. Stellt fest, wie er selbst ein ganz anderer Mensch ist, je nachdem bei welcher Frau er sich gerade befindet. Und erkennt, dass er beide auf ihre Weise liebt und auf keine verzichten kann – und beiden auf ganz unterschiedliche Weise treu ist.

Eine durchaus interessante Perspektive, auch manch ganz aufschlussreiche Sichtweise – letztlich aber ein recht banaler Versuch das Dauerfremdgehen zu legitimieren und schönzureden. Manche Passagen, gerade wenn er die Details beschreibt, sind ansprechend, aber die Grundhaltung geht einem als Leserin doch arg auf die Nerven. Fast kommt er sich als Opfer der Umstände vor, das leider daran auch nichts ändern kann. Besonders aufschlussreich hierzu die Passage, wenn er sich vorstellt, dass seine eigene Tochter an der Stelle von Alix wäre und vergeblich auf einen verheirateten Mann warten würde.


Fazit: ein kurzes Büchlein, das letztlich eher belanglos bleibt. Notiz am Rande: überraschend die Verdrehung im Titel, spricht die französische Ausgabe von "Untreue", spricht die deutsche von "Treue".

James Patterson - 14th Deadly Sin

Der Women’s Murder Club ist zurück. Dieses Mal hat Lindsay es mit Verbrechern aus den eigenen Reihen zu tun. Ein Team von Polizisten des SFPD überfällt mehrere Läden und tötet dabei auch angestellt. Die vermeintlichen Cops sind gut vorbereitet und Profis, dank Masken und Handschuhen ist eine Identifizierung trotz Überwachungskameras nicht möglich. Auch im Drogenmilieu kommt es zu einer aufsehenerregenden Schießerei, bei der gleich mehrere hohe Dealer getötet werden. Unterdessen quittiert Yuki ihren Job beim Staat, um für eine NGO den Fall eines Jungen zu übernehmen, der offenbar zu einem falschen Geständnis genötigt wurde – trotz eines IQs von 70 Punkten soll er im Alleingang für das Massaker an den Dealern verantwortlich sein.

Wie immer kann Patterson durch die kurzen Kapitel ein rasantes Tempo aufbauen, dass die Handlung nur so dahin rasen lässt. Allerdings leidet dieses Mal ein wenig die Logik an manchen Stellen und bisweilen zieht die Entwicklung des Plots sich schwer dahin. Auch treten nur Yuki und Lindsay dieses Mal wirklich in Erscheinung, was die anderen beiden Mitglieder des WMC fast ganz verschwinden lässt.

Fazit: der Schreibstil wie immer überzeugend, die Handlung dieses Mal mit einigen Schwächen, aber insgesamt erwartungsgemäße amerikanische Action.


Dienstag, 17. März 2015

Francis Iles - Before the Fact

Lina McLaidlaw fürchtet schon als alte Jungfer enden zu müssen, als sie eines Tages den charmanten Johnnie Aysgarth trifft und sich in ihn verliebt. Nicht nur die verarmt und dubiose Herkunft lassen Linas Vater schwere Zweifel an dieser Liebe wecken, doch die Tochter heiratet Johnnie schon nach kurzer Zeit. Die finanzielle Situation wird zunehmend schwieriger, denn Johnnie bringt weder Geld mit noch verdient er welches – im Gegenteil: er verprasst Linas Geld auch noch. Sie übernimmt das Kommando und zwingt ihn, einen ordentlichen Job anzunehmen. Doch bald schon wird ihr noch mehr über ihren Gatten klar: ein notorischer Lügner und Betrüger, ein Fremdgeher und zu guter Letzt auch noch Mörder – nicht nur Linas Vater und ein Geschäftsfreund fallen ihm zum Opfer, sondern auch Lina selbst sieht ihren Tod voraus.


Keine Detektivgeschichte und kein klassischer Krimi, denn der Betrüger und Mörder ist schon schnell bekannt. Was bleibt ist die Frage, ob er so weit gehen wird, auch seine Frau wegen ihres Geldes umzubringen und die Frage, ob er damit durchkommt. Durch die einseitige Perspektivenwahl, sieht der Leser nur Linas Position und kann nur mutmaßen, wie Johnnie agiert und was er plant, was durchaus zu einer ordentlichen Spannungssteigerung führt. Ein Krimi ohne moderne Technik und Forensik, sondern die gute alte Geschichte, die durch ur-menschlichste Motive geleitet und durch zwischenmenschliche Cleverness gelöst wird.

L.A. DeVaul - Roxanne in La La Land

Roxanne zieht mit nur 18 Jahren nach LA, um dort als Schauspielerin bekannt zu werden. Da sie ahnt, dass der Start nicht gerade einfach wird, hat sie sich gleichfalls um einen Job als Verkäuferin in einer Boutique gekümmert. Dass es so schlimm werden würde, ahnte sie aber nicht. ihre Kollegin ermuntert sie, es stattdessen doch als Model zu versuchen, die passende Figur bringt sie mit. Wider erwarten gelingt es ihr dort innerhalb kürzester Zeit, viele wichtige Leute von sich zu überzeugen und das, wo sie so gar nicht in das Klischee passt. Gläubig, bescheiden, Alkohol abstinent und jede Form von Nacktheit ablehnend. Es läuft erstaunlich gut für sie, bis sie von zwei Modelkolleginnen hereingelegt wird und Alkohol im großen Stil konsumiert – der Abstieg der Roxanne Donally ist vorprogrammiert.


Was ich mir als unterhaltsamen Jugendroman vorstellte, war eine klischeehafte, unrealistische und völlig unglaubwürdige Geschichte um ein ziemlich naives Dummchen. Ein Roman, der 1A in die amerikanische Jugend-Indoktrinationsmaschinerie passt: trinkt keinen Alkohol, weil der böse ist. geh brav in die Kirche, denn nur dort sind „gute“ Menschen, halt dich fern von der Glitzerwelt, die direkt von Satan gegründet wurde. Bisweilen schwer erträglich wie vorhersehbar plakativ mit diesen Aussagen gespielt wird. Die Figuren sind insgesamt so eindimensional simpel, dass sie ihnen jegliches Leben fehlt. Die Handlung mehr als banal und das Gesamtwerk zum Abwinken.

Sonntag, 15. März 2015

Michel Houellebcq - Soumission

Francois, Dozent der Literatur an der angesehenen Sorbonne III, interessiert sich nur mäßig für das Leben um ihn herum. Huysmans gilt seine ganze Aufmerksamkeit – und den jungen Studentinnen, mit denen er Affären und kurze Beziehungen im Rhythmus des akademischen Jahres zu haben pflegt. Als 2022 die Präsidentschaftswahlen anstehen, ist er entsprechend eher uninteressiert, bis Frankreich vor einer nie dagewesenen und dramatischen Konstellation steht: die beiden Kandidaten des zweiten Wahlgangs werden vom Front National und der Muslimbruderschaft gestellt. eine unmögliche Wahl – rechtsextrem oder islamistisch. Die Parteien entscheiden sich für die Unterstützung der Muslime und bald schon sieht das Land sich einer unglaublichen Veränderung gegenüber.

Das Buch, das am Tag der Charlie Hebdo Attentate veröffentlicht wurde ist für mich das mit Abstand beeindruckendste Werk Houellebecqs. Er bleibt zwar immer noch bei dem (männlichen) Individuum, das gewissen Bindungsschwächen aufweist, doch dieses Mal sind Politik und Religion die großen Leitthemen des Romans. Längere Passagen erläutern die Lage Frankreichs und das komplizierte Verhältnis zwischen Christen, Juden und Muslimen; die gespannte politische Lage mit einer unglaublich starken Rechtsextremen Partei und die Angst vor einer Islamisierung. Besonders überzeugend für mich die Konstruktion eines eher apolitischen Protagonisten, der denkt alles ignorieren und sein Leben in der Seifenblase fortführen zu können. Als Literaturwissenschaftler mit einer scharfen Beobachtungsgabe ausgestattet, kann er die kleinen Veränderungen – zunächst individuell und weniger bedeutend, wie der Umzug der Familie einer jüdischen Studentin nach Israel noch bevor eine endgültige Entscheidung gefallen ist, das Verschwinden der koscheren Produkte im Supermarkt, die Frauen, die plötzlich Hosen statt Miniröcke tragen – zuerst wahrnehmen und nach und nach in ein neues Bild seines Heimatlandes zusammenfügen. Als er selbst unmittelbar von den neuen Strömungen betroffen wird, muss auch er sich mit den neuen Gegebenheiten auseinandersetzen und sich der Frage stellen, an welchen Gott er letztlich glaubt.


Auch ohne die Verkaufszahlen fördernden Ereignisse des Januar 2015: ein durch und durch intelligentes Gedankenkonstrukt, das auf ganzer Linie überzeugen kann. Sprachlich ebenso ansprechend und erfreulich fernab des gewohnten Houellebcqschen Hang zum Vulgären. 

Philip Teir - Winterkrieg

Max Paul, angesehener Soziologe der Universität von Helsinki, sieht seine Ehe langsam aber sicher vor einem Scherbenhaufen. Und das, wo genau dieses doch sein Spezialgebiet ist. Auch das Liebesleben seiner beiden Töchter Helen und Eva kriselt langsam aber sicher. Durch die Zusammenarbeit mit einer jungen Journalistin verschärft sich der eheliche Zwist und Max‘ Frau Katriina stellt ihn nicht einmal vor die Wahl. Für sie ist diese Ehe beendet.


Der Titel ist zunächst irreführend, handelt der Roman nicht vom für die Finnen traumatischen Winter 1939, sondern vom Krieg im Winter der Familie Paul - wobei die Fronten noch nicht ganz verhärtet sind und die Waffen unklar. Was diesen Roman besonders intensiv macht, war für mich die Einsamkeit, die allen Familienmitgliedern letztlich innewohnte. Keiner ist angekommen oder zu Hause, sondern alle tragen mit sich eine gewisse Isolation herum, die sie von den anderen abschneidet. Für kein überragender Roman, wenn auch mit interessanten Formulierungen. Die Charaktere bleiben ob der fehlenden Entwicklung für mich etwas zu unnahbar und die durchgängige tendenziell depressive Stimmung, erleichtert das Lesen auch nicht wirklich. 

Samstag, 14. März 2015

Penelope Fitzgerald - The Bookshop

Ende der 50er Jahre traut sich die Witwe Florence in einem Dorf in East Anglia eine Buchhandlung zu eröffnen. Weder hat sie eine Ahnung davon, wie man ein Geschäft führt, noch kann sie Bücher beurteilen oder einschätzen, aber das hält sie nicht von ihrem Vorhaben ab. Sie kauft ein altes, schon seit ewigen Zeiten leer stehendes Haus und eröffnet ihren Laden. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, bekommt der Laden langsam Auftrieb und als sie Nabokovs „Lolita“ anbietet, führt die nachfragen zu größeren Behinderungen im Ort. Womit sie jedoch nicht gerechnet hat, ist der heimliche Widerstand im Ort. Violet Gamart setzt alles daran, den Laden wieder zu schließen und mit Geduld und allen zur Verfügung stehenden Mitteln, kann sie ihr Ziel schließlich auch umsetzen.


Ein kurzes Buch mit tiefen Einblicken in die britische Kleinbürgerlichkeit der 50er Jahre. Engstirnigkeit, Seilschaften, alte Rechnungen – das ganz normale Leben wird um diese kleine Buchhandlung herum erschaffen und wirkt glaubwürdig und authentisch. Für die Protagonistin hätte ich mir mehr Verve gewünscht – aber zur Entstehungszeit in den 70er Jahren war dies vielleicht nicht so sehr Mode oder hätte auch nicht in die Zeit der Handlung gepasst. So bleibt Florence für mich leider etwas enttäuschend im Kampf für ihren Traum.

Ellen Berg - Du mich auch

25-jähriges Abiturtreffen. Die ehemals besten Freundinnen Eva, Beatrice und Katharina sehen sich zum ersten mal wieder. ihre Lebensverläufe könnten kaum unterschiedlicher sein. Beatrice hat einen erfolgreichen Marketingjob, Katharina ist aufstrebende Politikerin und Eva brave Hausfrau und Mutter. Nach kurzer Zeit ist der Bann gebrochen und das alte Trio infernale wieder vereint. Schnell bröckelt auch die Fassade und darunter kommen die alltäglichen Sorgen zum Vorschein. Sie beschließen nicht länger alles hinzunehmen und vor allem Rache zu üben – an ihren Männern und Vorgesetzten.


Ein Roman der Kategorie „freche Frauen“, der alle Klischees bedient und dadurch unsäglich dämlich wird. Die biedere Hausfrau, die sich 20 Jahre hinter Herd verkrochen hat, ist im Handumdrehen der verführerische Vamp, der alle Männer um den Finger wickelt und selbstverständlich komplizierteste Bankgeschäfte locker abwickeln kann. Dazu dann die aus schlechten Frauenzeitschriften bekannten Mantras: wer Größe 36 trägt muss verbiestert hungern und isst nicht mehr als ein Blatt Salat am Tag, nur Frauen mit Übergewicht sind wirklich tolle Frauen, auf die die Männer stehen – es ist streckenweise kaum zu ertragen. Da kann auch ein gelegentlich gelungener Wortwitz nicht hinwegtäuschen. Die Handlung strotzt nur so vor Absurdität, die ich leider gar nicht komisch finden konnte und ist bisweilen grenzwertig – Menschen vorsätzlich zu vergiften und das auch noch irre komisch zu finden, spricht mich einfach nicht an.  

Mittwoch, 11. März 2015

Arno Geiger - Selbstporträt mit Flusspferd

Nachdem Judith sich von ihm getrennt hat, fällt der Student Julian in ein tiefes Loch. Zu allem Übel fordert der Vater der Ex nun auch noch Mietbeteiligung für die letzten Monate, also muss ein Nebenjob her. Julians Freund Tibor bietet ihm an, dessen Aufgabe für den Sommer zu übernehmen: er soll das Zwergflusspferd  von Professor Beham betreuen, bis dies an einen Zoo überwiesen wird. Die Arbeit macht ihm unerwartet Spaß, das gemächliche Tier strahlt die Ruhe aus, die ihm zuletzt fehlte. Doch noch ein anderes Wesen im Hause des Professors hat es ihm angetan: Aiko, die 5 Jahre ältere Tochter. Eine Sommerliebelei beginnt zwischen den beiden – aber was passiert, wenn das Flusspferd nicht mehr da ist und Aiko wieder nach Frankreich, wo sie eigentlich wohnt, zurückkehrt?


Ein Sommer der Umbrüche, eine Welt voller Fragen, ein Roman zwischen Jugend und Erwachsensein und dabei noch ein riesiges Flusspferd. Die Gemächlichkeit des Tieres verleiht dem Roman seinen Rhythmus. Hier geht es nicht hektisch und agil zu, sondern der Ton ist eher langsam, dafür schwerer und intensiver, ohne jedoch diese gewisse jugendliche Leichtigkeit und Schwermütigkeit zu verlieren, die dem Protagonisten Julian innewohnt. Ein außergewöhnliches Buch über das Erwachsenwerden und über die Frage, was man im Leben eigentlich will. 

Montag, 9. März 2015

James Salter - All that is

Nach seiner Zeit bei der Navy und dem Einsatz im 2. Weltkrieg kehrt Philip Bowman in die USA zurück. Als Lektor findet er in New York eine Anstellung und bewegt sich fortan in der Welt der Literatur und Kunst. Doch so anregend sein berufliches Leben, so enttäuschend bleibt sein Privatleben. Über 40 Jahre erleben wir ihn mit unterschiedlichen Frauen, die jedoch alle keine Zukunft für ihn bedeuten. Eine Ehe scheitert, eine andere kommt gar nicht erst zustande, er wird hintergangen – alles, was es im Leben eben gibt, stellt sich auch Philip Bowman in den Weg.


Ein hochgelobtes Buch, das für mich leider ohne tiefere Bedeutung blieb. Bowman als Protagonist konnte mich nicht packen, er war mir zu schnell auf eine neue Frau fixiert und insgesamt zu wankemütig. Die interessante Literaturszene in New York kommt mir in der Handlung viel zu kurz, um ernsthaft Einblicke zu geben und dem Leser spannende Momente zu verschaffen. Auch sprachlich konnte Salter mich nicht vom Hocker reißen, ein paar interessante und sprachlich gelungene Dialoge sind zu wenig.

Sonntag, 8. März 2015

Edith Wharton - Summer

Die 18-jährige Charity Royall langweilt sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu Tode in dem kleinen Dorf North Dormer. Ihren Job in der Bibliothek macht sie mehr schlecht als recht, aber das ist egal, es kommt ja eh niemand. Doch eines Tages steht ein fremder Mann – Lucius Harney – in der Tür und fragt nach Büchern über die Lokale Architektur. Was zwischen den beiden konflikthaft beginnt, entwickelt sich schnell zu einer Affäre. Sehr zum Ärger von Charitys Pflegevater, der Charity gerne heiraten würde. Diese plant jedoch mit Harney durchzubrennen, da er ihr eine Hochzeit versprochen hat. Allerdings hat er scheinbar auch noch anderen Mädchen des Dorfes schöne Augen gemacht und so nimmt das Drama seinen Lauf als Charity erfährt, dass sie schwanger ist.


Für mich kein besonderes Werk von Edith Wharton, die mich mit Twilight Sleep vollends hatte begeistern können. Die Charaktere bleiben fremd, was daran liegen könnte, dass sie in dieser seltsam abgeschiedenen Welt leben, doch vor allem Charity lässt durch ihre arrogante Starrköpfigkeit kaum Sympathie entstehen. Der Plot ist relativ klassisch um das unerfahrene gefallene Mädchen zentriert, was natürlich die Handlung sehr vorhersehbar macht und Überraschungen weitgehend vermissen lässt.

Samstag, 7. März 2015

Emma Straub - The Vacationers

Der letzte große Familienurlaub steht für die New Yorker Familie Post unter keinem guten Stern. Mutter Franny ist sauer, denn Vater Jim ist gerade aus seiner Firma geflogen, weil er eine Affäre mit einer jungen Assistentin hatte. Die Kinder Sylvia und Bobby wissen davon jedoch noch nichts. Diese leben aber auch ihr eigenes Leben und haben ihrerseits ebenfalls Sorgen. Sylvia wurde gerade von ihrem Freund verlassen und Bobbys Freundin Carmen drängt ihn, endlich den Eltern von seinem Schulden zu erzählen und sie um Hilfe zu Bitten. Auch das befreundete Pärchen Charles und Lawrence bringt ein Geheimnis mit auf die Insel: sie wollen ein Baby adoptieren. Nun müssen sie auf engstem Raum 14 Tage miteinander auskommen.

Leider bleibt das Buch weitgehend belanglos und bisweilen sogar langweilig. Die gut angelegten Konflikte treten viel zu schwach in Erscheinung und weder kommt es zu ernsthaften Auseinandersetzungen noch werden die Probleme ernsthaft gelöst. So trällert das Buch so vor sich hin und wird vermutlich schnell in der Vergessenheit versinken ob der doch großen Bedeutungslosigkeit.



Mittwoch, 4. März 2015

Thomas Wendrich - Eine Rose für Putin

Ein Mädchen wird aus einem Auto entführt, nur wenige Minuten unbeaufsichtigt – und das im Überwachungsstaat DDR. Kann so etwas sein? Ähnliches ereignet sich einige Jahre später erneut und wieder liegt der Verdacht nahe, dass das Kind in das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gebracht worden sein könnte. Aber vielleicht ist doch alles nur Fiktion, denn die beiden Drehbuchautoren Johann und sein Chef M. sitzen abgeschieden in einem Landhaus und entwickeln den Stoff für einen neuen Film. Die mysteriöse Entführung eines Mädchens soll im Zentrum stehen. Seltsame Dinge ereignen sich um die beiden Autoren, mysteriöse nächtliche Besuche von kriminellen Russen, auch die Postbotin scheint verdächtig zu sein. Und dann ist da auch noch Johanns Privatleben, das zunehmend komplizierter wird, je mehr er von seiner Mutter über seinen Vater erfährt. Doch was davon ist eigentlich wahr?

Der Autor treibt ein gelungenes Spiel mit dem Leser. Viele Erzählstränge, die teils verwoben sind, teils alleine stehen, und die sich nicht direkt zu erkennen geben als Fiktion innerhalb der Fiktion, sondern geradezu ein Eigenleben entwickeln, bei dem man schnell den Durchblick verliert und wo jede Theorie sich alsbald wieder in Wohlgefallen auflöst. Anknüpfungspunkte zur Realität – der wahre Putin war ja in der damaligen DDR stationiert – machen es auch nicht leichter, hier zwischen den Ebenen zu unterscheiden und sich ein Bild von der Handlung zu machen. Was verwirrend klingt – und dies bisweilen auch ist – macht aber unheimlichen Spaß zu lesen, weil es einem herausfordert, ständig neu zu justieren und abzuwägen, was wie zusammenhängt und an welcher Stelle einzuordnen ist. Die Auflösung dieses Erzählwirrwarrs ist durchaus sinnvoll und überzeugend, wenn auch für mich nicht ganz befriedigend. Es bleiben Fragen offen – aber vielleicht muss man einfach dieses Spiel und Wahrheit und Realität ein Stück weiterspinnen und so ist vieles denkbar.


Fazit: Ein ungewöhnliches Buch, das durch seine Erzähltechnik sowie die poetische Sprache überzeugt.

Montag, 2. März 2015

Gayle Forman - If I stay

Ein verschneiter Morgen bringt unverhofft  schulfrei und so entscheiden Mias Eltern, dass sie einen kleinen Familienausflug wagen werden. Der 8-jährige Teddy und die 17-jährige Mia sitzen hinten, die Eltern vorne, als ein schrecklicher Unfall passiert, den nur Mia überlebt. Aber ist sie wirklich noch am Leben? Sie befindet sich in einem Zwischenstadium, weder lebendig noch tot. Sie sieht, was mit ihrem Körper geschieht, wie sie in die Notaufnahme gebracht wird und wie lebenserhaltende Maßnahmen ergriffen werden. Soll sie bleiben – ohne Familie? Oder sich zu ihnen und dem geliebten Bruder verabschieden. Nach und nach treffen Familienmitglieder und Freunde ein und lösen bei Mia Erinnerungen an ihr bisheriges Leben aus. Die schwierige Beginn mit ihrer besten Freundin, die erste Liebe zur Musik – dem Cello – und dadurch zu Adam, die kleinen Differenzen mit den Eltern, die so untypisch in jeder Beziehung waren. Keine leichte Entscheidung – gehen oder bleiben?


Die Story umfasst die ersten Stunden im Krankenhaus, bis Mia zu einer Entscheidung über Leben oder Sterben kommt. Eingeschoben sind zahlreiche Flashbacks, die durch die Besucher ausgelöst werden. So entfaltet sich das bisherige Leben des Mädchens, das überwiegend von großem Glück geprägt war, vor dem Leser. Der Schreibstil ist glaubwürdig, man kann sich vorstellen, dass eine 17-Jährige dies so erinnert und berichtet. Entsprechend ist nicht besonders viel Tiefgang zu erwarten, aber überzeugen kann der jugendliche Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, die zwar nicht von übermäßiger Komplexität geprägt waren, aber durchaus nicht ohne Reibungen abliefen. Ein jugendlicher Leser kann sich sicherlich in die Protagonistin einfinden und den Konflikt, in dem sie nach dem Unfall steckt, problemlos nachempfinden.

Sonntag, 1. März 2015

Lovelybooks Let's Read in English Challenge - March



Reading List March:

17. Gayle Forman - If I stay
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18. Emma Straub - The Vacationers
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19. Edith Wharton - Summer
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20. James Salter - All that is
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21. Penelope Fitzgerald - The Bookshop
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22. L.A. DeVaul - Roxanne in La La Land
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23. Francis Iles - Before the Fact
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24. James Patterson - 14th Deadly Sin
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25. Jenny Offill - Department of Speculation
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26. Michael Frayn - Skios
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27. Sadie Jones - The Uninvited Guest
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28. A.L. Kennedy - Paradise
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29. Dorothy L. Sayers - Whose body?
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30. Sarah Crossan - The Weight of Water
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31. Julian Barnes - Metroland
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Read in January: 1-7 (blog/lovelybooks)
Read in February: 8-16 (blog)


The challenge on lovelybooks.
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