Mittwoch, 4. März 2015

Thomas Wendrich - Eine Rose für Putin

Ein Mädchen wird aus einem Auto entführt, nur wenige Minuten unbeaufsichtigt – und das im Überwachungsstaat DDR. Kann so etwas sein? Ähnliches ereignet sich einige Jahre später erneut und wieder liegt der Verdacht nahe, dass das Kind in das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion gebracht worden sein könnte. Aber vielleicht ist doch alles nur Fiktion, denn die beiden Drehbuchautoren Johann und sein Chef M. sitzen abgeschieden in einem Landhaus und entwickeln den Stoff für einen neuen Film. Die mysteriöse Entführung eines Mädchens soll im Zentrum stehen. Seltsame Dinge ereignen sich um die beiden Autoren, mysteriöse nächtliche Besuche von kriminellen Russen, auch die Postbotin scheint verdächtig zu sein. Und dann ist da auch noch Johanns Privatleben, das zunehmend komplizierter wird, je mehr er von seiner Mutter über seinen Vater erfährt. Doch was davon ist eigentlich wahr?

Der Autor treibt ein gelungenes Spiel mit dem Leser. Viele Erzählstränge, die teils verwoben sind, teils alleine stehen, und die sich nicht direkt zu erkennen geben als Fiktion innerhalb der Fiktion, sondern geradezu ein Eigenleben entwickeln, bei dem man schnell den Durchblick verliert und wo jede Theorie sich alsbald wieder in Wohlgefallen auflöst. Anknüpfungspunkte zur Realität – der wahre Putin war ja in der damaligen DDR stationiert – machen es auch nicht leichter, hier zwischen den Ebenen zu unterscheiden und sich ein Bild von der Handlung zu machen. Was verwirrend klingt – und dies bisweilen auch ist – macht aber unheimlichen Spaß zu lesen, weil es einem herausfordert, ständig neu zu justieren und abzuwägen, was wie zusammenhängt und an welcher Stelle einzuordnen ist. Die Auflösung dieses Erzählwirrwarrs ist durchaus sinnvoll und überzeugend, wenn auch für mich nicht ganz befriedigend. Es bleiben Fragen offen – aber vielleicht muss man einfach dieses Spiel und Wahrheit und Realität ein Stück weiterspinnen und so ist vieles denkbar.


Fazit: Ein ungewöhnliches Buch, das durch seine Erzähltechnik sowie die poetische Sprache überzeugt.
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