Eine Zugfahrt von Moskau nach Ulan Bator in der Mongolei.
Eine junge Finnin muss sich das Abteil mit einem älteren Mann teilen. Schon von
der ersten Sekunde an ist sie von ihm angewidert. Seine derben Witze, sein
grober Ausdruck und noch viel mehr seine frauenverachtenden Anmachen. Doch ein
Wechsel in ein anderes Abteil ist nicht möglich und so sind sie mit einander
gefangen, während draußen die Weiten der Sowjetunion vorbeiziehen. Sie erzählen
sich ihr Leben, teilen ihr Schicksal, gehen gemeinsam aus, wenn der Zug mal
wieder eine Zwangspause in Sibirien einlegen muss. Kommen sich näher – nehmen wieder
Abstand. Beobachten das Land draußen und die Enge drinnen. Erzählen von ihrem
Leben und den Enttäuschungen.
Kein leichtes Buch, sondern das ganze Ausmaß menschlichen
Lebens, vor allem die negativen und schweren Seiten, in ein Abteil gepackt. Die
Schicksalsgemeinschaft der zwei so verschiedenen Figuren, die namenlos bleiben,
die sich ineinander spiegeln und gleichzeitig angezogen und abgestoßen werden. Auch
die Sprache spielt dieses Spiel – zwischen Poesie und niedrigster Gosse
changiert sie locker dahin. Für mich das Spannendste die detailreichen
Beschreibungen der Orte und Landschaft, aber auch die kleinen Zwischentöne über
das Leben in der Sowjetunion, die Situation der Ausländer und der Frauen. Dass
die Autorin das Land kennt und genau studiert hat, geht aus jeder Zeile des
Romans hervor und nicht umsonst wurde er mit dem Finlandia Preis ausgezeichnet.
Ein alles andere als alltäglicher Roman.