Herr M. baut seine literarische Karriere auf einem wahren
Fall auf: zwei Schüler, Herman und Laura, werden verdächtigt ihren Geschichtslehrer
Jan Landzaat ermordet zu haben. Nur die Leiche hat man nie gefunden, so dass es
auch nicht zur Anklage kommt. Für die Wahrheit hat sich Herr M. nur peripher
interessiert, sondern seiner Phantasie freien Lauf gelassen. Fast 40 Jahre nach
der Tat rückt ihm jedoch ein neuer Nachbar auf den Pelz, der noch eine Sache
klarstellen möchte: seine Version der Ereignisse, denn nur er kann wissen, was
in der Winternacht wirklich passierte, oder war etwa doch alles ganz anders?
Ein Roman, der unterschiedliche Zeiten und Erzählersichten
kombiniert, hin und her springt zwischen dem aktuellen Leben des Autors und
seiner Begegnung mit seinem Verfolger und dessen Erinnerung an die Schulzeit,
zu der sich das Verschwinden Landzaats zugetragen hat. Der jedoch kommt auch zu
Wort und kann eine weitere Perspektive hinzufügen, so dass am Ende eine
verzwickte Figurenkonstellation entsteht, in der alle Schuld und Geheimnisse
tragen. Langsam nähert sich Hermann Koch dem Finale und baut durchaus gelungen
eine unterschwellige Spannung auf, denn hier handelt es sich weniger um einen Krimi
– auch wenn ein Mord geschieht – sondern eine interessante Figurenstudie gleich
mehrerer außergewöhnlicher Charaktere. Der
Erzählton angenehm leicht mit gewissen Spitzen, durch die Rückblenden wird die
Aufklärung verzögert, aber notwendigerweise die Vorgeschichte gelungen eingewoben.
Fazit: unterhaltsame Geschichte, die weniger von der
Spannung als von den Figuren lebt.