Sonntag, 26. April 2015

Pete Smith - Endspiel

Kurz vor Ende seiner Dissertation in Geschichte stehend übernimmt Lionel in einem Altenheim die Aufgabe, den Bewohnern Computer und das Internet näher zu bringen. So lernt er Elena Morgenstern kennen, die schon bald mit einer Bitte an ihn herantritt: ob er ihre Lebensgeschichte aufschreiben könne, als Historiker sei er prädestiniert. Er zögert noch, doch bald schon verlieren sich Lionel und seine Freundin Uli in dem schicksalhaften Leben der alten Dame. Als Kind der ostpreußischen Oberschicht im Nazi-Sinne erzogen erlebt sie Flucht, Vertreibung und Kasernierung. Und lernt dann den Mann ihres Lebens kennen - einen Juden - durch dessen Schicksal sie erst zu begreifen beginnt, was sich nach 1939 wirklich in ihrer Heimat abgespielt hat. Die Frankfurter Auschwitz Prozesse machen sie zwar sprachlos, doch dadurch entwickelt sie sich zu einer Sprecherin - wissend, dass nicht alles wieder gut zu machen ist.

Das Buch steigert sich mehr und mehr in die deutsche Geschichte. Der Titel - "Endspiel" - deutet auf den das Buch durchziehende roten Faden der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika, zu dessen Zeit die Handlung spielt. Wobei der Fußball auch an anderer Stelle eine Rolle spielt, ohne jedoch überbordend zu sein. Als Leitmotiv sehr gut gelungen. Das Cover hingegen, der verlassene Koffer auf den Gleisen, weist auf das andere, schwerwiegendere Thema des Buches, Auschwitz, hin. Eine zunächst verwunderliche Kombination, die jedoch schlichtweg gelingt. Die Leichtigkeit der Weltmeisterschaft und die Schwere der historischen Last sind gelungen verwoben worden.

Die Figuren sind mit den Protagonisten Lionel und Elena stark besetzt. Die Nebenfiguren treten hinter sie, insbesondere hinter Elena, zurück, deren lange Entwicklung nach und nach aufgefächert wird. Ein Beispiel deutscher Geschichte unter vielen, das jedoch facettenreich ist und Brüche aufweist, Fragen nach Schuld und Verziehen aufwirft. Auch die Schilderung des Prozesses - bedrückend und weder trocken noch distanziert.

Fazit: es gibt unzählige Romane, die sich mit dieser schwärzesten Zeit der deutschen Geschichte befassen. Dieser gehört erzählerisch wie auch aufgrund der erzählten Geschichte ganz sicher zu den besten und interessantesten.


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