Kurz vor Ende seiner Dissertation in Geschichte stehend
übernimmt Lionel in einem Altenheim die Aufgabe, den Bewohnern Computer und das
Internet näher zu bringen. So lernt er Elena Morgenstern kennen, die schon bald
mit einer Bitte an ihn herantritt: ob er ihre Lebensgeschichte aufschreiben
könne, als Historiker sei er prädestiniert. Er zögert noch, doch bald schon
verlieren sich Lionel und seine Freundin Uli in dem schicksalhaften Leben der
alten Dame. Als Kind der ostpreußischen Oberschicht im Nazi-Sinne erzogen
erlebt sie Flucht, Vertreibung und Kasernierung. Und lernt dann den Mann ihres
Lebens kennen - einen Juden - durch dessen Schicksal sie erst zu begreifen
beginnt, was sich nach 1939 wirklich in ihrer Heimat abgespielt hat. Die
Frankfurter Auschwitz Prozesse machen sie zwar sprachlos, doch dadurch
entwickelt sie sich zu einer Sprecherin - wissend, dass nicht alles wieder gut
zu machen ist.
Das Buch steigert sich mehr und mehr in die deutsche
Geschichte. Der Titel - "Endspiel" - deutet auf den das Buch
durchziehende roten Faden der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika, zu
dessen Zeit die Handlung spielt. Wobei der Fußball auch an anderer Stelle eine
Rolle spielt, ohne jedoch überbordend zu sein. Als Leitmotiv sehr gut gelungen.
Das Cover hingegen, der verlassene Koffer auf den Gleisen, weist auf das
andere, schwerwiegendere Thema des Buches, Auschwitz, hin. Eine zunächst
verwunderliche Kombination, die jedoch schlichtweg gelingt. Die Leichtigkeit
der Weltmeisterschaft und die Schwere der historischen Last sind gelungen
verwoben worden.
Die Figuren sind mit den Protagonisten Lionel und Elena
stark besetzt. Die Nebenfiguren treten hinter sie, insbesondere hinter Elena,
zurück, deren lange Entwicklung nach und nach aufgefächert wird. Ein Beispiel
deutscher Geschichte unter vielen, das jedoch facettenreich ist und Brüche
aufweist, Fragen nach Schuld und Verziehen aufwirft. Auch die Schilderung des
Prozesses - bedrückend und weder trocken noch distanziert.
Fazit: es gibt unzählige Romane, die sich mit dieser
schwärzesten Zeit der deutschen Geschichte befassen. Dieser gehört erzählerisch
wie auch aufgrund der erzählten Geschichte ganz sicher zu den besten und
interessantesten.