Das Leben gerät aus den Fugen und nichts ist mehr wie es
war. Die Diagnose Epilepsie trifft Sarah kurz nach dem Abitur als sie
eigentlich frohen Mutes voll ins Leben starten wollte. Ist man nicht
unmittelbar mit dieser Krankheit konfrontiert, kann man sich nur ein vages Bild
davon machen, was sie bedeutet. Sarah Elise Bischof gewährt uns mit ihrem Buch „Panthertage“
einen Blick hinein in ihr ganz persönliches Reich und öffnet eine Tür zu dem, was
aus Scham oder diffusen Ängsten oft ungesagt und verborgen bleibt. Wie
verändern sich Beziehungen und Freundschaften, kann man mit dieser Diagnose
überhaupt einen Partner finden oder schreckt sie zu sehr ab? Wie stark wirkt
ein Anfall nach und wie geht es einem danach, an einem wie die Autorin sie nennt,
„Panthertag“? Welches Netz von Unterstützung ist überlebensnotwendig und welche
absurden Begegnungen schafft diese Krankheit, wenn man beispielsweise trotz
abgeschlossenen Studiums gefragt wird, ob man des Lesens und Schreibens mächtig
ist. Sehr persönliche Dinge, unliebsame und beschämende Begegnungen bringt sie
zu Papier ohne dabei um Mitleid zu werben. Im Gegenteil, sie nennt Sorgen und
Probleme beim Namen, so dass sie dem Leser schlichtweg bewusst werden und ein
reales Bild der Epilepsie und ihrer Auswirkungen entsteht.
Man muss der Autorin als Leser danken. Es erfordert viel Courage,
so viele sehr persönliche Aspekte von sich preiszugeben, die eher ein Tabu in
unserer Gesellschaft sind und über die man nur mit den allerengsten Freunden
sprechen würde. Ihr gelingt der Spagat zwischen unterhaltsamer, bisweilen auch
humorvollen Erzählung und gleichzeitig der nackten Wahrheit über die Epilepsie,
die oft einfach grausam ist. Mehrfach habe ich den Kopf geschüttelt ob der
Erlebnisse, bisweilen auch die Luft angehalten, geht es einem doch sehr nahe.
Der offene, vertrauensvolle Ton gibt einem das Gefühl als wenn eine gute
Freundin erzählen, einem in ihre intimsten Geheimnisse einweihen würde. Möchte
man sie zum Trösten manchmal in den Arm nehmen, will man ihr an anderer Stelle
bewundernd applaudieren, weil sie sich gegen Widerstände durchsetzt und sich
nicht über die Krankheit und die Ignoranz der Umwelt definieren lässt.
Man kann dem Buch wie allen Betroffenen dieser oder auch
ähnlicher Erkrankungen nur wünschen, dass es viele Leser findet, die sich
emotional darauf einlassen und ihre geglaubte Toleranz nochmals überprüfen.
Echte Teilhabe am „normalen“ Leben ist mehr als das Nichtaufbauen von besonderen
Hürden.
Fazit: 5 Sterne sind keine Bewertung, die diesem Buch
gerecht werden könnte. Ein herzlicher Dank an die Autorin für den Mut, ihr
Leben mit uns zu teilen.