Die Rekonstruktion seines Lebens liegt vor David, denn er
hat sein Gedächtnis verloren. Mit Hilfe der Erinnerungen seiner Mitmenschen
soll das, was ihn und seine Vergangenheit ausmacht, wieder zusammengesetzt
werden. Zunächst kommt Jon zu Wort, ein Freund wie es scheint und Musiker mit
Hang zu Depressionen. Doch bald schon wird klar, dass er mehr war als nur ein
Freund, sondern ein Partner, mit dem die erste Liebe entdeckt wurde. Auch
Arvid, Davids Steifvater, erinnert sich an gemeinsame Episoden. Und zuletzt
Silje, heute frustriert von Leben, damals hoffnungsvolle Jugendliebe und die
dritte in diesem seltsamen Bund. Alle drei leben im Jetzt und im Vergangenen
und zeichnen ihr Bild von David.
Die Beschreibung des Buchs klang für mich ungemein
interessant und verlockend. Doch der Lesegenuss ist leider ausgeblieben. Der
Autor wirft einem direkt in die Geschichte, was per se nicht schlimm ist, aber
hier einfach zu verwirrend wird, bis man die Konstruktion nachvollziehen kann.
Inhaltlich war für mich Jons Teil der mit Abstand stärkste, weil er die Verletzlichkeit
eines homosexuellen Jugendlichen und das gemeinsame Entdecken der Liebe sehr
vorsichtig und überzeugend schildert. Arvid konnte durch seine Geschichte in
der Gegenwart punkten, die ebenfalls emotional und authentisch erzählt wird.
Bei Silje wurde das Lesen zum Krampf. Für mich hat sich rein gar nichts zu dem
abwesenden Protagonisten beizutragen, sondern ist einfach nur sehr schwer zu
ertragen. Das Buch verliert hier völlig den Boden und versinkt im Gekeife und Gezeter,
dass man ohne schlechtes Gewissen Zeilenweise springen kann, ohne inhaltlichen Verlust
zu erleiden. Das Ziel, die Rekonstruktion dieser absenten Figur David, wird
völlig aus den Augen verloren und die gemeinsamen Erinnerungen sind so viel
schwächer als in den vorangehenden Kapiteln, dass man froh ist, als endlich die
letzte Seite erreicht wird.
Insgesamt fehlt mir bei grundsätzlich interessanter
Konstruktion das Rahmengerüst, das das Buch zusammenhält. Die großen Schwächen
im letzten Teil führen leider zu einem insgesamt eher negativen Eindruck.