Samstag, 31. Oktober 2015

Matthew Costello - Cherringham: A Deadly Confession

Ein Priester bricht beim Joggen zusammen und ist tot. Ungewöhnlich für einen Marathonläufer, nicht jedoch, wenn dieser bekanntermaßen an einer Herzschwäche litt. Dennoch bittet sein Freund Jack und Sarah, sich den Fall noch einmal anzusehen. Bei der Auswertung der Pulsuhr stellen die beiden Erstaunliches fest: der Tote wurde offenbar nach dem Ableben nochmals bewegt und die Aufzeichnung der Herzschläge weist ebenfalls darauf hin, dass hier etwas nicht stimmt. Im Kloster wird gemauert, aber bald schon muss das Bild des wohltätigen Kirchenmannes revidiert werden: Spielschulden und weitere Geschichten kommen zu Tage und weisen auf mächtige Gegner hin.


Der zehnte Teil der Krimiserie konnte dieses Mal weitaus mehr überzeugen als die letzten Episoden, vor allem durch die clevere Auflösung der Ausgangsfrage durch die technischen Daten der Pulsuhr. Insgesamt einmal mehr ein in sich stimmiger Krimi, der sauber und nachvollziehbar gelöst wird und sowohl bei der Figurenzeichnung wie auch bei der Handlung die Erwartung voll erfüllen kann.

Evelyn Waugh - Decline and Fall

Eine unwahre Anschuldigung führt dazu, dass Paul Pennyfeather Oxford verlassen muss und zudem keinen Zugriff auf das väterliche Erbe mehr hat. Er muss sich selbst versorgen und findet eine Anstellung in dem walisischen Jungeninternat Llanabba. Dort herrscht ein eisernes Regiment unter Dr Fagan und Lehrer wie Schüler werden unterdrückt und ausgenutzt. Bei einem Elterntag lernt er Margot, die betuchte Mutter seines Schülers Peter kennen, und diese findet den jungen Lehrer sofort attraktiv. Sie lädt ihn ein, über die Ferien als Hauslehrer zu arbeiten. Es kommt wie es kommen muss: die Frau, immer noch jung aber schon mit reichlich Ehe und sonstiger Lebenserfahrung gesegnet, schlägt eine Hochzeit vor, zuvor soll Paul aber noch eine Kleinigkeit für sie erledigen…


Die Jahrzehnte, die das Buch inzwischen auf dem Buckel hat (erschienen ist es 1928), merkt man ihm in keiner Weise an. Die menschlichen Abgründe, die hier gezeichnet werden, sind heute so aktuell wie in der Entstehungszeit und das Agieren der Figuren könnte sich in derselben Weise auch heute oder morgen zutragen. Überzeugend wird geschildert, wie der junge und bisweilen etwas naive Paul sich immer wieder in den Fängen seiner Umwelt verheddert und zu deren Opfer wird, aber tapfer die Situation erträgt und wieder aufsteht. Herrlich zu lesen vor allem die Internatsszenen, wie das kleine Lehrerteam – völlig überfahren von dem plötzlich angesetzten Sportfest – sich zu helfen weiß und die Lage rettet. 

Anna Jones – a modern way to eat. Über 200 vegetarische und vegane Rezepte

Ein weiteres Kochbuch, das dem aktuellen Trend der vegetarisch-veganen Ernährung nachrennt, mag man denken und falsch liegen. Anna Jones’s Rezeptsammlung ist tatsächlich in dem inzwischen überbordenden Markt der fleischlosen Kochbücher eine interessante und empfehlenswerte Wahl. Als ehemalige Schülerin von Jamie Olivers Projekt „Fifteen“ hat sie das Kochen Lieben von Lebensmitteln gelernt und das merkt man dem Buch auch an.

Gegliedert ist der rezeptteil in Frühstück, Zwischenmahlzeiten, Suppen/Eintöpfe, Salate, einfache Gerichte, herzhafte Gerichte, Gemüsebeilagen, Süßspeisen, Kuchen/Brot, Getränke und Aufstriche. Hinzu kommen gesonderte Hinweise für vegane und glutenfreie Rezepte. Ergänzend tauchen über das Buch verteilt grüne Überblicksseiten auf, die saisonale Lebensmittel gliedern, Salatkombinationsmöglichkeiten aufzeigen oder auch Informationen zu den verschiedenen Körnern liefern. Auch gibt es natürlich zahlreiche ansprechende Fotographien der Gerichte.

Was lässt dieses Buch nun herausstechen?
1. Die gesunde und umweltbewusste Ernährung wird konsequent fortgeführt, indem das Buch auf Apfelpapier gedruckt wurde und so einen besonderen Beitrag zum Umweltschutz liefert.
2. Anna Jones ist nicht dogmatisch. Sie genießt Lebensmittel, die ihr schmecken und lässt den Leser selbst entscheiden, wie er seine Ernährung gestalten möchte. Dabei gibt sie nützliche Tipps, wie man die Gerichte vegan oder glutenfrei gestalten kann ohne an der Grundanlage etwas zu verändern.
3. Sie listet nicht nur auf, was man zubereiten könnte, sondern begleitet jedes der Gerichte mit einer kurzen, informativen oder unterhaltsamen Einleitung. So wird aus dem Kochbuch auch ein Lesebuch.
4. Obwohl man hier auch eher nichtalltägliche Lebensmittel finden kann und es ihr gelungen ist, innovative Gerichte zu gestalten, bleibt sie doch immer dem Motto „KISS – keep ist short and simple“ treu. Die meisten Sachen sind innerhalb weniger Minuten zubereitbar und von überschaubarer Komplexität.
5. Es gelingt ihr auch für Kochanfänger hilfreiche Tipps zu geben und setzt nicht jahrelange Erfahrung im Umgang mit unbekannten Lebensmitteln voraus und sie verzichtet ebenfalls auf die komplexen Fachtermini, mit denen sich so manch ein Hobbykoch gerne schmückt. Sie möchte, dass man mit dem Buch etwas anfangen kann und das gelingt ihr.


Fazit: genau das, was man von einem vegetarisch-veganen Kochbuch erwartet: interessante Rezepte, die leicht nachvollziehbar und nachkochbar sind und interessante Variationsmöglichkeiten gleich mitliefern.

Attila Hildmann – Vegan Italian Style

Der Star der veganen Küche hat sich dieses Mal der italienischen Küche angenommen, was naheliegt, ist diese doch in Deutschland recht angesagt.

Nach einer allgemeinen Einführung zur italienischen Küche und Kochweise mit Hinweisen insbesondere zu Herstellung von Pasta- und Pizzateig, erfolgt der Rezeptteil. Dieser ist gegliedert in Anitpasti e Pane, Insalate, Pasta e Pesto, Pizze, Secondi Piatti und Dolci. Begleitet werden die Rezepte wie immer mit ansprechenden Fotographien der Mahlzeiten und kleinen Tipps am Rande.

Wer die vorherigen Bücher von Hildmann kennt, wird hier keine große Überraschung erleben. Die Gestaltung des Buches wurde beibehalten und der große Star sind einmal mehr die Darstellungen. die Nahrungsaufnahme wird hier zu Lifestyle aufgebaut und entsprechend zelebriert. Die Kochanleitungen sind ebenfalls erwartungsgemäß leicht nachvollziehbar und stellen auch ungeübte Köche nicht vor größere Herausforderungen. So sehr mich vor allem seine Challenge überzeugend konnte, so enttäuschend ist jedoch diese Sammlung an Rezepten, denn was hier wirklich fehlt sind Inspiration und Neuheit. Nudeln mit Tomatensoße oder Pesto ist schlicht nicht innovativ. und dass sich Pizzen mit quasi allem belegen lassen, was der Gemüsegarten hergibt, ist ebenfalls nicht neu. Die bekannten Standardgerichte (abzüglich des nicht-veganen Käse) sind doch etwas enttäuschend, vor allem da Hildmann in der Vergangenheit mit interessanten Alternativen und wiederentdeckten alten Gemüsearten aufwartete. Gespannt war ich insbesondere auch auf die zweiten Gänge, sind diese doch klassischerweise in Italien Fleisch bzw. Fisch. Gelöst wird dieses doch Gemüsebeilagen, die ebenfalls nicht besonders originell sind.


Fazit: eine gute Wahl für diejenigen, die die italienische Küche schätzen und leichten Zugang zur veganen Ernährung suchen ohne dies mit Aufwand zu verbinden. Keine gute Wahl für vegane Köche, die Inspiration und neue Ideen erwarten.

Freitag, 30. Oktober 2015

Lena Gorelik - Null bis Unendlich

Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien zwingt die jugendliche Sanela ihre Heimat zu verlassen. Ihre Mutter ist schon vor Jahren dem Krebs erliegen und der Vater nun den Umständen des Krieges. Bei einer Tante findet sie Unterschlupf in Deutschland, das ihr nicht nur sprachlich sehr fremd ist. Doch in Nils Liebe findet sie einen Freund, der ihr das Ankommen erleichtert und ebenso wie sie nicht leicht Zugang zu anderen Menschen findet. Sie brauchen nicht viele Worte, um sich zu verstehen. Eine gemeinsame Reise in Sanelas Vergangenheit bringt jedoch einen jähen Bruch und es wird über zwanzig Jahre dauern, bis diese Freundschaft erneuert und zu etwas wird, das man Liebe nennen könnte.

Lena Gorelik hat keine klassische Liebesgeschichte geschrieben, die von jugendlicher Zuneigung ins Erwachsenenalter gerettet wird. Dafür sind die Protagonisten Sanela und Niels, ebenso wie Sanelas Sohn zu eigen in ihrem Charakter. Hier wird nicht überschwänglich geliebt, starke Gefühlsausbrüche erlebt man nur beim Hass. Es ist aber auch keine rein zerstörerische Art der Liebe, auch wenn Sanelas im Laufe der Geschichte immer mehr zum Berserker wird. Faszinierend ist das blinde Verständnis, das ohne die großen Worte und Zuneigungsbekundungen auskommt, die kleinen Zeichen und Gesten, die auch mal nicht stattfinden. All dies wird von der Stimme des Erzählers – und dies auch im Hörbuch sehr überzeugend umgesetzt – begleitet und kommentiert, nicht mit ironischem Abstand, sondern fast zu nüchtern, was immer wieder zu Brüchen führt, die jedoch die Besonderheit dieser Beziehung nur noch mehr unterstreichen.


Die für mich stärksten Episoden liegen in der Zeit der Jugend der beiden Protagonisten, das Kennenlernen und vor allem die verhinderte Kommunikation durch die fehlende Sprache, die den Grundstein für diese lebenslange Zuneigung legt. Denn Sprache im üblichen Sinne werden sie nie brauchen, um das auszudrücken, was sie sagen wollen. 

Katarina Bivald - The Readers of Broke Wheel Recommend

Sara, a young bookseller from Sweden, has for quite some time been exchanging reading experiences with Amy, an elderly woman from Broken Wheel, a small town in Iowa. When she loses her job and is trying to figure out what to do next, Amy invites her for a longer stay. But when the young European arrives, her pen friend has died and she is left to herself in Amy’s house. Soon she finds out that the inhabitants of this run down place are very lovely and treat her as one of them. Nevertheless, they all have their secrets and little burdens to bear. When she feels useless in Broken Wheel and especially in Amy’s house, the idea of a bookshop, the love that brought her there, comes up and soon there is a new attraction in town.

I really likes the story as a modern kind of fairy tale which is sweet as sugar and in which you just have to love the characters with all their defects. As a binge reader myself and especially fond of classics, reading Amy’s letters in which she discusses and recommends novels, where she compares plots to real life is real fun and you can easily find yourself in the novel. The plot, obviously, is not very realistic, but this is not necessary for a feel-good-novel just to enjoy.


When the centre of the plot turns around books and the love for them, I was really into the story. Slowly the focus shifts and the love stories, one of the protagonist and another in a secondary plot, I lost a bit of interest because the novel lost of substance here and became more an average love story. Nevertheless, a story you can easily indulge in and enjoy a couple of fantastic reading hours.

Dienstag, 27. Oktober 2015

Colum McCann - Thirteen Ways of Looking

A collection of very different short stories all narrating a decisive moment in the protagonist’s life. The longest and for me most impressing is “Thirteen ways of looking” where we are in the middle of a murder investigation which parallels what has happened immediately before the old man was knocked down. From different angle the detectives look at cameras and the case and dig out well-hidden secrets. “Treaty” is the emotionally most difficult one since we have the perspective of a rape victim who finds her molester and decides to confront him. Also the other two stories “What time is it now, where you are?” and “Sh’khol” have very personal, for the characters edgy stories to tell.


Measured by the author’s artistic skills and his reputation, I admittedly was a bit disappointed. The shallowness I felt might be caused by the text type, short stories do not tend to go too deep. Yet I had the feeling that he could have made more out of the basic ideas behind the stories. He definitely can make a point in the emotional state the characters are in, this is very convincing, but his strength, outlining the impact of the family heritage and descent on the character’s development, does not stand out here.

Tess Gerritsen - Playing with Fire

When in Rome, violinist Julia buys an antique book with Gypsy music. In it she finds the notes for an unusual and fascinating waltz. After returning home, she plays the piece called “Incendio” – fire - and soon after strange things start happening. First, her three-year-old daughter stabs the cat, then she even injures her own mother. Examinations of the girl lead to nothing, but there must be a connection to the piece and its history. Parallel to this, Gerritsen narrates the story of violinist Lorenzo and cellist Laura who fall in love with each other while rehearsing together. But times are hard for Jews in WW II Italy, and thus there is not much hope for this young love. The two stories are interconnected and this link will pose a serious danger for Julia.

A stunning novel, which is less based on the thrill the readers of Gerritsen’s novels know well, but on the fine tones that music creates. There is suspense – even a lot of it – you want to know why the little girl behaves in this strange way and how the music could have triggered this behaviour. At the same time, the story based in war Venice was to me much more appealing, to see how the common passion for music can link to people and create a bond which lasts beyond death. Action comes up at the end of the story which solves all mysterious in a believable and comprehensible way.


I have read several of Gerritsen’s novels, but I definitely liked this one best because it is a perfect combination of historical events, the power of music as a very strong theme and mysteries which a waiting to be solved.

Montag, 26. Oktober 2015

Jessica Knoll - Ich. Bin. So. Glücklich.

Ani steht kurz vor dem Ziel: der Hochzeit mit Luke. Aber nicht nur das macht sie beneidenswert, auch ihr Job bei einem bekannten Magazin und das Leben, das sie als Mitglied der New Yorker Upperclass führt, erinnert mehr an einen Mädchentraum. Es war auch ihr Traum, den sie sich hart erarbeitet hat. Der Preis war hoch und noch schwerer wiegt die Erinnerung an ein Ereignis ihrer Jugend, das sie mit sich rumträgt und das sie auch in New York nicht vergessen kann.

Der Roman klang ausgesprochen interessant, doch sind die ersten fast zweihundert Seiten eine einzige Quälerei. Die Protagonistin ist ein unerträgliches Miststück, das einem das Lesen zur Qual werden lässt. Egoistisch, gefühlskalt und berechnend – man ärgert sich in jeder einzelnen Zeile über sie und ich war mehrfach davor, das Buch einfach abzubrechen und wegzulegen. Erst ab dem Moment, wo der Rückblick in den Vordergrund rückt, wird die Geschichte interessant und auch die Figur mit dem lächerlichen Namen TifAni FaNelli gewinnt an Profil und wird zugänglich. Es lohnt sich hier tatsächlich, am Ball zu bleiben, auch wenn das angebliche „Geheimnis“ eigentlich keins ist, sondern eher ein Ereignis, das verdrängt wird. Das Ende ist absehbar und leider ziemlich schwach, hier mangelt es insgesamt an glaubwürdiger Abstimmung zwischen den einzelnen Bereichen des Buches.


Fazit: das Buch hat große Schwächen, die Figurenzeichnung ist für mich insgesamt nicht wirklich stimmig, die Handlung weitgehend an den Haaren herbeigezogen und sprachlich kann es auch nicht überzeugen. Hinzu kommen unzählige unterschiedliche Schreibweisen der Figurennamen, was mich immer wieder irritierte, addiert mit der unsäglichen Protagonistin war ich dann sehr froh, als es endlich beendet war.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Sloane Crosley - The Clasp

Back in the days of college, they were close friends. Now, a couple of years later, they are all supposed to have a great career and reunite for Caroline’s wedding. Kezia, believed to be a jewelry designer but actually just the assistant of an unbearable boss with a minor understanding of the trade. Nathaniel who was up to a literary career, has turned to Hollywood, but actually does not find anybody to produce his shows. And Victor, computer guy who was just fired from a third class search engine. They all pretend to be something they aren’t, but as things become messed up, reality can no longer be hidden and they turn out to be what they actually are.

The story is told from alternating points of view of the three protagonists. It is interesting to see how, for quite some time, they manage to beguile themselves with careers they do not have and lives they do not lead. Step by step, they have to accept reality and come to terms with their actual situation. Sometimes depressing, sometimes outspokenly funny, the author created a very realistic picture of the generation which hoped for so much and only got a small piece of the cake.


What I especially liked was the subplot of Guy de Maupassant’s story. This was cleverly interwoven with the story and added some literary substance.

Jonathan Franzen - Purity

Pip Tyler, Anfang 20 mit horrenden Schulden aus dem Studium, weiß noch nicht so genau, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, ihr aktueller Job ist es sicherlich nicht und die Unterkunft in einem besetzten und ziemlich heruntergekommenen Haus ist auch nicht gerade ein Traum. Aber sie weiß ja nicht einmal, wo sie her kommt, lediglich ihren richtigen Namen – „Purity“ – den sie aber nicht benutzt. Auch ihren Vater oder den richtigen Namen ihrer Mutter kennt sie nicht. Die Begegnung mit Annagret führt sie zu Andreas Wolf, dem Anführer des „Sunshine Projects“, einer Konkurrenten von Wikileaks, der sich in Bolivien niedergelassen hat. Auch Wolfs Vergangenheit ist mysteriös, dies ist aber beabsichtigt, denn immerhin hat er zu Zeiten der DDR einen Mord begangen und diesen bis dato vertuschen können. Doch es gibt einen Mitwisser, Tom Aberant, und Wolf ist sich sicher, dass dieser die Tat zu enthüllen droht. Er setzt Pip auf Tom und seine Freundin Leila an, die beide als Journalisten und Gründer für den „Denver Independent“ schreiben und dort investigativ Verfehlungen aller Art publizieren. Pip wurde nicht zufällig von Wolf ausgewählt, denn mit ihr hält er ebenfalls einen Trumpf gegen Tom in der Hand.

Jonathan Franzens Roman ist nicht ganz einfach zu fassen. Man hat im Prinzip drei unabhängige Geschichten, die von Pip, Wolf und Tom, die schließlich miteinander verknüpft werden und so erst wirklich Sinn erhalten. So verschieden die drei Figuren angelegt sind, so verschieden sind auch die Erzählungen um sie und für mich klaffen schlichtweg Welt zwischen ihnen. Spannend und am überzeugendsten ist für mich die Episode in der DDR um den jungen Andreas Wolf. Ich glaube nicht, dass es daran liegt, dass mir die Handlung, weil sie in Deutschland spielt zugänglicher war, sondern eher, weil hier für mich die komplexen menschlichen Beziehungsstrukturen und Beweggründe am besten dargestellt wurden. Der später liegende Handlungsstrang um das Projekt in Bolivien fällt hiergegen auch deutlich ab.

Die Handlung um Pip kann mich gar nicht überzeugen, was durchaus damit zusammenhängen kann, dass die junge Frau furchtbar planlos, antriebslos und unsympathisch ist. Sie nervt bisweilen einfach furchtbar und die Intelligenz, die ihr ja offenkundig doch mit auf den Weg gegeben wurde, kommt leider nur wenig zum Einsatz, was mich als Leser furchtbar nervt. Eine nörgelnde Göre, die fern davon ist, erwachsen zu sein. Bei Toms Lebensgeschichte bin ich indifferent, insgesamt bleibt mir dieser Teil aber zu schwach und zu gering, um mit Wolf mithalten zu können.


Fazit: ein lesenswertes Werk mit interessanter Konstruktion, aber für mich nicht das Meisterwerk, zu dem ist von manchem Feuilleton gemacht wurde.

Fredy Gareis - 100 Gramm Wodka

Fredy Gareis macht sich auf die Suche nach der Geschichte seiner Familie. Mehrfach vertrieben, ausgewandert, waren sie im Laufe des 20. Jahrhunderts in vielen Teilen Europas ansässig. Bis zum Pazifik wird er nun Russland durchqueren und die Stationen des Lebens seiner Vorfahren besuchen. In Sankt Petersburg beginnt seine Reise, bevor er der russischen Hauptstadt einen Besuch abstattet, von wo aus er mit einem Auto die Reise gen Osten antreten will. Mit der Sprache zwar vertraut, ist ihm sein Geburtsland jedoch fremd, an jedem Ort hat er jedoch Einheimische, die ihn in die Gebräuche und Gegebenheiten nahebringen.

Ein interessanter und vor allem vorurteilsfreier Blick auf das heutige Russland. Ja, die Ukrainekrise wird auch angesprochen, bleibt aber eine Randerscheinung, da sie im Leben der Russen nicht den Alltag bestimmt und es nach wie vor offenbar sinnvoller ist, Politik einfach Politik sein zu lassen. Stattdessen liefert Gareis mal humoristische Episoden, mal fast erschreckende, aber immer informative Einblicke in das Leben der Russen, die ihn mit offenen Armen empfangen und ihn teilhaben lassen. Vieles war mir bekannt, vieles aber auch neu. Bisweilen waren die ausführlichen historischen Erläuterungen etwas lang, zum Verständnis durchaus aber hilfreich, denn hier zeigt sich, wie eng Deutschland und Russland einmal miteinander verbunden war und exemplarisch an dieser Familie wird auch deutlich, welche Auswirkungen Migrationen, Deportationen und die politische Lage des 20. Jahrhunderts auf das Individuum haben kann, das seine Identität sucht und sie doch nur schwer konstruieren kann bei einer solchen familiären Vorgeschichte.


Fazit: unterhaltsam und informativ, frei von schwarz-weiß-Malerei, daher eine empfehlenswerte Lektüre für den anderen Blick auf die östliche Großmacht.

Freitag, 23. Oktober 2015

Kate Morton - The Lake House

An old house by the sea, a celebration with many friends and a boy who goes missing. For seventy years, the house falls to sleep, abandoned, buried with a secret. When Sadie by coincidence finds her way to it, she is far from searching for old secrets, but as a detective, her interest is raised immediately and since she is on an involuntary leave and has nothing else to do, she starts researching on what happened to the family in the 1930s and discovers that false memories, the love for a child and  the will to keeping secrets might be stronger than anyone could ever believe.

Kate Morton's novel narrates to story from two points of view. We have the research in the present and the narration of the events in the 1930s which slowly reveal what really happened. Added to this are memories of the characters which sometimes prove wrong - this is what makes the story interesting from the first to the last page. The female protagonists are strong characters drawn with different shades and far from being perfect which makes them appear credible and authentic. Both stories have their interesting aspects and are good representations of their time and the struggles especially women had and have to go through.

There is just one small aspect which for my taste was a bit too much and that the happy-end and the way it all turned out. Less would have been more here. Nevertheless a wonderful novel to enjoy.

Colleen Hoover - Weil ich Layken liebe

Nach dem Tod des Vaters ziehen Layken, ihre Mutter Julia und ihr Bruder Kel von Texas nach Michigan. Leicht fällt es der 18-Jährigen nicht, im letzten Schuljahr nochmals neu anzufangen, doch schon beim Umzug lernt sie ihren überaus sympathischen Nachbarn Will kennen, in den sie sich sofort verliebt. Ihm scheint es nicht anders zu gehen, doch schwarze Wolken ziehen am Horizont auf, als Layken ihren ersten Schultag erlebt: ihr Lehrer für Poetry ist kein geringerer als Nachbar Will.

Das Jugendbuch bedient sich der üblichen Klischees des Genre: Liebe auf den ersten Blick, darf aber nicht sein, Schicksalsschlag in der Familie etc. die Charaktere sind dermaßen eindimensional gezeichnet und wagen keinen Millimeter von der puritanisch amerikanischen Sichtweise abzuweichen, dass es schon fast unerträglich überzeichnet ist. Natürlich kommt es nie zu mehr als scheuen Küssen, Jungfräulichkeit jenseits der Volljährigkeit versteht sich von selbst, Familie als oberste Leitlinie und brav die Ratschläge der Eltern befolgen - ein schwaches Vorbild für autonom denkende Jugendliche. Sprachlich ebenfalls eher plump schwach und nicht überzeugend, lässt sich der Hype um das Buch nicht nachvollziehen. 

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Jane Green - Saving Grace

After her husband Ted's assistant left them to care for her mother, Grace feels life become more and more a mess. They are in urgent need of help if they want to continue their careers as writer and cook. And out of nowhere there she is: Beth, a lovely and warm, albeit a bit plain girl who likes nothing more than managing other people's life and making them comfortable. Everything seems to be perfect but slowly dark clouds are arriving and Grace's life takes unusual steps. Before she can do anything about it, Beth takes over the lead and Grace's life drifts away.

Jane Green's writing keeps you reading on and on and on. It is fascinating to see how slowly Beth manages to seed mistrust and thus bring everything to a breakdown. The two main characters are both women which is already astonishing, both of them strong in their will and the ability to convince people, this leads to an equal fight of which the outcome is not clear for a long time. Cleveras the characters interact is also the construction of the novel which is thrilling in some parts and interesting in the characters' development in others. All in all, entertaining to read and maybe closer to reality that one could believe.

Jules Moulin - Ally Hughes has Sex Sometimes

When her daughter Lizzie brings her new boyfriend to a family dinner, Ally is close to fainting. She knows this young man, not only has he been one of her students, but ten years ago, she spent a whole week-end with him and fell in love. As the mother of a gifted girl, she then did not see a chance for a relationship with a much younger man. Have things changed now? Ally is mixed up between what she feels for Jake, what she feels for her current partner, what her daughter might think of her and what the world outside might make of this.

The novel was great fun to read because is balances well funny moments that make you smile with serious questions such as: as a single mom, can you be a seductive and attractive woman? How can you balance your career and your private life? Should you follow your feelings or rather pay attention to what is expected by society? The author does not provide simple answers but he gives a good inside in the thoughts of a character in such a situation which makes this novel authentic and interesting to read. 

As a plus, the side story of Ally's daughter has also some thrilling moments which came completely unexpected.

Sonntag, 18. Oktober 2015

Sara Crowe - Campari for Breakfast

Sue Bowls Leben ändert sich mit dem Selbstmord ihrer Mutter von Grund auf. Ihr Vater ist ganz in seine neue Lebensgefährtin verschossen und die 17-Jährige muss so zu ihrer Tante Coral ziehen. Dort erfährt sie nach und nach, dass es im Leben ihrer Mutter und Großmutter bedeutende Geheimnisse gab. Aber auch, dass die Liebe keine leichte Sache ist und einem eine Horde Senioren als Mitbewohner nur bedingt gute Ratgeber sind.

Ein Buch, dass den Spagat zwischen herrlichem Witz und Esprit einer jungen, bisweilen etwas naiven Frau und ernsten Themen des Lebens - Liebe, uneheliche Kinder, Betrug und Lüge - meisterhaft schafft. Amüsiert man sich noch über Sues blühende Phantasie, durchlebt man gleich danach die Dramen der Nachkriegszeit, in der der Schein wichtiger war als das Sein. Die Figuren durch die Bank liebevoll gezeichnet, schließt man sie mit jeder Seite mehr ins Herz und ist dann ein wenig enttäuscht, als man auf der letzten angekommen ist und sie verlassen muss.

Emily St. John Mandel - Station Eleven

Eine unbekannte und sich rasant ausbreitende Epidemie rafft 99 Prozent der Weltbevölkerung innerhalb weniger Tage dahin. Einige stranden an Flughafen, wo sie – unter Quarantäne gestellt – ausharren, Tage, Wochen, schließlich Jahre. Andere ziehen durch die Lande, wo sich an wenigen Stellen kleine Gruppen von Überlebenden sammeln und gemeinsam die Reste der Zivilisation versuchen zu erhalten. Ein selbst ernannter Prophet verkündet, dass dies die gerechte Strafe für die Menschen sei und bedroht zugleich alle, die sich ihm und seinen Anhängern in den Weg stellen. Die Menschheit ist um Jahrhunderte zurückgeworfen und bald schon sind die technischen Errungenschaften des 20. und 21. Jahrhunderts entweder vergessen oder nur noch bedeutungslose Ausstellungsstücke im Museum der Zivilisation.

Station Eleven fordert die Aufmerksamkeit des Lesers, denn die zahlreichen Sprüngen in die Zeit vor der Epidemie und in die Jahre nach dem Zusammenbruch sind oftmals recht verwirrend. Zudem wird eine ganze Reihe von Figuren angeführt, deren Verbindung lange unklar bleibt und erst ganz am Ende eine wirklich Auflösung findet.  Ein weiterer Faktor ist der ominöse Dr. Eleven, der als Geschichte in der Geschichte lange Zeit ominös bleibt, man kann ich nur schwer einordnen und wartet auf eine Erklärung.


Die Geschichte ist nicht ganz neu, das Ende der Welt, wie man sie kennt, wird regelmäßig literarisch verarbeitet. Auch die Bedrohung durch Superviren hat in den letzten Jahren Konjunktur. Nichtdestotrotz würde ich den Roman nicht als einen unter vielen Bewerten, dafür ist er im Detail zu gut durchdacht und die Figuren und ihr handeln durchaus sehr authentisch und glaubwürdig angelegt. Insbesondere die Frage nach der Rolle der Kunst und die clevere Verbindung des Theater zwischen davor und danach finde  ich sehr gut gelungen. 

Freitag, 16. Oktober 2015

Lauren Groff - Fates and Furies

The perfect couple, the perfect love. Only twenty-two, Mathilde and Lotto see all the life and glamour ahead of them, both into the arts, they are destined to make their way to the top. But life is not that easy and success on Broadway does not come easily. So this easygoing love has to face hard times of marriage and especially the secrets that lie much deeper than both of them would ever expect.

I found it rather difficult to find my way into the novel, it took some time to see through the narrative structure which springs backwards and forwards and thus reveals secret after secret and changing thereby the whole plot. In the end, you have got a completely different story from what you had in the beginning or the middle; this is not only astonishing, but rather fascinating.

The main characters, besides Mathilde and Lotto, basically another friend and Lotto’s mother and much younger sister, are drawn in a very authentic and plausible way. Albeit the fact that Mathilde’s life seems to be rather strange and unique, you can imagine those people and you find traits in them that are inherent in the human nature and thus omnipresent in reality.

The title seems, at first, to be chosen due to the alliteration, it sounds good and is easy to remember which might help selling the novel. But – and this was quite an astonishment – it is simply perfect for the novel. I was looking out for the fury for quite some time, but then it finally hit me like a hammer and the main character transformed into a Greed goddess like Nemesis who directs the way of the people around her.


Not an easy novel to read, sometimes even hard to digest, but it is definitely worth the hardship.

Sonntag, 11. Oktober 2015

Andrea N. Carr - Family Tree

Angel has been convicted and sent to prison. While she is there, she is informed of a family tragedy: her sister Lady has hanged herself. She is released for the funeral and when she meets her family again, memories of her childhood, when Lady was her dearest companion arise. Why didn’t anybody prevent this from happening? And are there underneath it all recurring structures in this family. Back in jail again, Angel finally can make peace with herself and her family.

For me, the novel lacked focus. There are so many things in it; unfortunately, none of them is really elaborated. The drug use or rather abuse is one side note. The complicated family structure is only halfheartedly analyzed. Angels work life and her career as a writer are repeatedly mentioned but you never fully understand it all. And what she does for her follow prisoners is also just jotted down in a few sentences.


The main character is poorly developed, she undergoes some change but it is not really believable because we simple do not get to know enough of her.

Ethel Lina White - The Spiral Staircase

Helen arbeitet als Hausmädchen in einem abgelegenen Herrenhaus. Als sie eines Nachmittags schon in der Dämmerung zurück eilt, hat sie ein mulmiges Gefühl. Wird sie beobachtet? Versteckt sich hinter einem der Bäume etwa der ominöse Mörder, der schon zahlreiche junge Frauen in der Nachbarschaft ermordete? Zurück geht sie der Arbeit nach, die demente Mutter der Hausherrin muss versorgt werden, bis die neue Pflegerin kommt. Die alte Dame ist weit weniger verrückt und abwesend als man glauben sollte und sie warnt Helen eindrücklich, vor allem erwähnt sie, dass diese Mordserie nicht die erste ist und auch schon in eben jenem Herrenhaus Mädchen zu Tode kamen. Das Mädchen solle umgehend das Haus verlassen. Doch im Haus kann ihr ja kaum etwas geschehen, noch dazu sind Männer da, die sie schützen könnten. Doch kurz nach Ankunft der neuen Pflegerin geschehen unglaubliche Dinge und die Zahl derer, die Helen schützen könnten, dezimiert sich zusehends. Das Mädchen steckt in größter Gefahr.


Ein durch und durch klassischen Gruselstoff, der stringent an einem Ort mit überschaubarem Personal bleibt und langsam auf seinen Höhepunkt hinarbeitet. Die Protagonistin trägt den Krimi von der ersten bis zur letzten Seite, die klassischen Elemente sind zwar bekannt und es wird auch kaum eines ausgelassen, dennoch ist es eine große Freude diesen Krimi zu lesen und eine Überraschung hat die Autorin dann doch noch parat. Denkt man lange Zeit den Serienmörder durchschaut zu haben, hat man sich dann doch schwer geirrt.

Patrick Modiano - After the Circus

Jean, an 18-year-old boy in 1960’s Paris, is called in to the police because his name popped up in the address book of someone. When he is about to leave the police station, he stumbles acrossa girl whom he then awaits in a nearby café. She, too, has been interrogated and additionally, she is in need of a place to stay for the night. He takes her home, or what is left of his home since his father went away and he is taken care of by one of his father’s friends. The next morning, they walk around Paris, where she has some business to do at different places. This is also where he gets to know two suspicious men for whom they deliver a message. The day after, they both have vanished and again the police contact and warn him of his acquaintances. Can he trust the beautiful girl at his side?

Again Modiano sets his story in the 1960s of the French capital, and  - also again - we have a young woman fleeing from her life, vanishing in the city’s night life, fascinating the men around her. And we have the young man, observant to the life around him, searching for an aim in his own life, strolling around without knowing where to go.


Modiano like no other manages to convey the feeling of a generation which was lost somehow, searching for a reason to live. The way they roam the city, entering one café after another, having brief encounters here and there without lasting effects – perfect symbols of young men and women confused and forlorn.

Samstag, 10. Oktober 2015

Umberto Eco - Numero Zero

His career plans did not work out. Without graduation Colonna’s only chance to survive is translating books for almost no money and ghost writing. When he is approached by a newspaper maker to take part in a fake publication, he cannot refuse due to his dire financial situation. The rest of the team is kept unknowing and thus they start working. With the time, Colonna gets to know them better and one evening, Braggadocio shares a story which could make the headlines of the big newspapers nationwide: Mussolini was never shot, it was just his double. A couple of days later he can provide evidence. Another couple of days later, Braggadocio is dead. Is there something about this story?

Umberto Eco, the master of conspiracy stories, of taking historical facts and turning them into thrilling novels, again sets out to play with reality. Yet, the plot seems to lack something, maybe this stems from the fact that it is rather short compared to his other novels and thus, the twists and links seem to be a bit superficial and not that convincingly presented as we have read them before.

What I really appreciated, however, were the scenes at the newspaper’s offices where they elaborate how to mock the readers, how to write articles which allude but do not really claim things, how to put words to create feelings and assumptions so that you cannot be hold responsible for what the readers believe. This is Eco’s strongest side, the play on words and the deduced meaning of what is put down.


All in all, one of Eco’s weaker novels but nevertheless interesting to read.

Phil Porter - Blink

Eine Liebesgeschichte, die keine ist. Jonah und Sophie. Er hat seine Mutter verloren und trauert, als plötzlich einen Brief von ihr erhält. Sie hat nach kurzer Krankheit ihren geliebten Vater verloren. Beide ziehen in sich zurück, wenden sich von der Welt ab. Ihre Wohnungen, übereinander liegend, führen sie zusammen. Sie beobachten sich, aber sprechen sich nicht. Lernen sich kennen und erfahren doch wenig. Bis ein Unfall passiert und Sophie schwer verletzt wird. Jonah pflegt sie. Ein zartes Pflänzchen Liebe entsteht, doch die Nähe ist nicht leicht zu ertragen.


Eine Liebesgeschichte der ganz vorsichtigen Sorte. Zwei Erzähler, die im Wechsel ihre Sicht berichten und eine Zerbrechlichkeit und Ängstlichkeit im Umgang mit Menschen offenbaren, die wenigen Autoren gelingt. Dann die Hoffnung auf das Happy-Ende, nach dem Unfall, als Sophie schon fast verloren schien und sich langsam ins Leben zurückkämpft mit Jonah an ihrer Seite. Eine ungewöhnliche Geschichte, wundervoll erzählt und keineswegs banal und bekannt.

Mittwoch, 7. Oktober 2015

Matthew Costello/Neil Richards - Cherringham: Playing Dead

Das neue Theater soll standesgemäß eingeweiht werden. Mit Jez konnte auch eine durchaus beachtliche Größe im Showbusiness gewonnen werden. Doch bald schon häufen sich vermeintliche Unfälle am Set und mehr und mehr Schauspieler werden verletzt. Sarahs Mutter hegt Zweifel daran, dass dies alles nur zufällig geschieht und vermutet ein falsches Spiel. Aber wer könnte ein Interesse daran haben, das Schauspiel zu sabotieren? Stecken Immobilienspekulationen dahinter?


Ein weiterer Teil um das beschauliche englische Dörfchen Cherringham, in dem Hobbydetektivin Sarah Edwards und der ex NYPD Detective Jack Brennan ermitteln. Dieses Mal ist der Plot eher flach, richtige Spannung kommt nicht auf, da die Spur zum Mörder nicht wirklich gelegt wird, sondern das Motiv plötzlich aus dem Nichts auftaucht und alles erklärt. Das war schon mal besser gelöst.

Tom McCarthy - Satin Island

U., the narrator of Tom McCarthy’s novel, works for a consultancy company based in London. He is actually an ethnographer so his job is to find patterns in human behaviour which then will be used for projects. One of them has just been won when U. is stuck at Torino airport waiting to fly back to England. The news catch his attention: another oil spill somewhere in the Pacific Ocean, another parachutist crashed due to possible foul play. His thoughts follow traces, spring to something completely different, come back and turn in circles without real aim. Well, actually, there is one aim assigned by his boss: to write THE book. Whatever that means.

This novel is really stunning. On the one hand, we have got no plot at all. Nothing really happens to U. He works for this blurry company without knowing what he is doing. He’s got a girlfriend whom he meets from time to time and another good friend who is seriously ill. And this ominous Koob-Sassen project which is never elaborated. That’s just it. On the other hand, his thoughts meanders between the classic ethnographic literature, Lévi-Strauss and the like, narrating their work and findings and a very sharp observation of his surroundings. Put like this, the novel seems to be a big bore which is not the case at all. Interestingly, it is very difficult to say why you keep on reading, finding it stimulating and following U.’s thoughts albeit the obvious lack of action or red thread. Even though you might find neither oil spills not parachutists especially exciting, what the author makes of it becomes fascinating to read.


Having finished, this novel leaves you behind confused, fascinated and mesmerized. Although you do not know why or how this happened. 

Peter Richter - 89/90

Das Leben läuft in den geordneten Bahnen der DDR für den 15-jährigen Erzähler im Frühsommer 1989 in Dresden. Die Schule folgt den Vorgaben von Margot Honecker, auch der militärische Drill darf nicht fehlen, doch es mehren sich die Zeichen nach Veränderung. Bis die in der Plattenbausiedlung aber ankommen, dauert es. Den Nachrichten entnimmt man die gravierenden Ereignisse – oder auch nicht. Das Tal der Ahnungslosen bleibt bis tief in den Herbst hinein in seinem Trott. Doch dann kommt auch dort das an, was man später die Wende nennen wird. Zwar läuft der Alltag und die Schule weitgehend weiter bis bisher, aber Westtouristen, neue Freiheiten und vor allen Dingen Skinheads stellen den Jugendlichen und seine Freunde vor veränderte Vorzeichen. Selbst im Sommer 1990 – als alle DDR-Welt gen Westen in Urlaub strömt – begeben sie sich nochmals in den tiefen Osten und erleben das Ende der DDR auf ihre ganz eigene Weise.

Eins von vielen Büchern pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum. Die Thematik ist vielfach verarbeitet worden, was bei Richter überzeugen kann, ist der Blickwinkel des Jugendlichen, der wohl zum Teil nur ahnt, zum Teil auch versteht, was da passiert, aber manchmal auch einfach die große Politikwelt ausblenden kann, um sich auf seine wenig erfolgreiche Band und die Mädchen seiner Umgebung zu konzentrieren. Diese typisch jugendliche Sicht gelingt ihm ebenso wie der Plauderton, der glaubwürdig für den 15/16-jährigen Erzähler wirkt. Auch die Darstellung Dresdens und der DDR allgemein wird weder völlig überzogen noch idyllisiert, sondern findet in kleinen Nebensätzen und Beobachtungen genau die richtige Dosis, um die Handlung zu verorten und authentisch wirken zu lassen.


Fazit: unterhaltsamer Blick auf den Niedergang der DDR.

Sonntag, 4. Oktober 2015

Franz-Olivier Giesbert - Ein Diktator zum Dessert

Mit 105 Jahren hat man so einiges erlebt und Rose möchte ihr abenteuerliches Leben niederschreiben. Von der Geburt in der Türkei, der Vertreibung ihres Volkes dort, Jahres als Sklavin und Dienstmagd, Jahren voller Glück und Zufriedenheit bis hin zur Zeit der Naziherrschaft, als sie, die begnadete Köchin, die Gunst Himmlers erhielt und dieser sie gar nach Berlin lockte. Nie hat sie ihre Unabhängigkeit verloren und wenn das formale Recht mal nicht auf ihrer Seite war, musste sie eben zur Selbstjustiz greifen, um das Gleichgewischt auf der Welt wieder herzustellen.

Das Buch ist in seiner Handlung natürlich völlig abstrus und die Protagonistin herrlich überzeichnet. Ihre trockene, ironisch-bissige Erzählweise lässt einem beim Lesen Schmunzeln, auch wenn einem gerade der Schlag trifft, bei dem, was sie erzählt. Der unterhaltsame Plauderton, zwischen naiv und resolut gekonnt changierend, macht das Buch zu einer wirklich unterhaltsamen Lektüre, die man nicht wirklich ernst nimmt. Hier – und die Parallele trifft auch auf die historischen Elemente zu – erinnert es mich bisweilen stark an Jonas Jonassons Hunderjährigen, der ebenfalls weit gereist war und so manche große historische Persönlichkeit getroffen und beeinflusst hat.


Erwähnenswert bei all der Leichtigkeit und begrenzten Ernsthaftigkeit, mit der die Hauptfiguren des Naziregimes in diesem Buch auftauchen, ist der Anhang, der zahlreiche Lektürehinweise bietet und ein kurzes Glossar zu den erwähnten historischen Personen. Damit gelingt dem Autor für mein Empfinden der Spagat zwischen humorvoller Betrachtung der historischen Realität und angemessener Würdigung der Fakten. 

Ann Cleeves - White Nights

Eine Ausstellungseröffnung auf den Shetland Inseln wird jäh durch den Zusammenbruch eines Unbekannten unterbrochen. Noch bevor Jimmy Perez diesen Zwischenfall näher untersuchen kann, ist der Mann tot, erhängt in einem Fischernetzt. Noch bevor er mit seinen Ermittlungen ernsthafte Ergebnisse in Händen hält, wird schon eine zweite Leiche aufgefunden, doch der junge Musiker scheint keine Verbindung zu dem unbekannten Engländer zu haben. Doch er führt zu einer weiteren Leiche, worauf hin die Nerven auf der Insel blank liegen.


Teil zwei des Shetland Island Quartetts von Ann Cleeves rund um den Ermittler Jimmy Perez. Die Fälle bestechen durch die kleine Gemeinschaft der abgeschiedenen Insel, wo jeder jeden kennt und alle etwas über die anderen zu berichten haben. Hinzu kommt die Landschaft, die eine ganz eigene Atmosphäre bildet und auch in diesem Roman in besonderer Weise beiträgt. Der Fall ist zunächst verwirrend, die große Anzahl an Leichen lässt einem nicht einfach durchschauen, wohin die Ermittlungen gehen werden. Das ganze Hörensagen der Inselbewohner trägt zur Verwirrung ebenfalls gehörig bei. Die Auflösung kommt unerwartet und durchaus überraschend, zwar ist das Motiv auch in anderen Krimis anzutreffen, doch wird hier ein wahrlich unerwarteter Täter gefunden.

Meg Carter - The Lies We Tell

Twenty years have passed since last Katy saw Jude. The incident burnt into her brain: the friend was attacked and Katy left her alone and ran away. Now she is back and there are things to be sorted out. At first Katy does not give it too much attention but gradually her life becomes more and more threatened by the old acquaintance and she starts to wonder if she got something wrong from in her memory of that summer. Slowly the past returns and in talking to her family she finds out what was hidden behind masks and changes her life forever.

What starts as a slow with minor incidents becomes more thrilling when they are linked and a pattern becomes visible. As Katy unfolds what happened in her youth the reader develops an understanding and being in the advantage of memories from different characters, you soon detect that there was a lot more than the innocent girl assumed. Watching her detect the dyfunctioning of her own family, lies not only she told but also her surrounding and a memory which was adjusted to her own needs, is what makes reading this novel a great fun.

The plot is strong and interesting, yet the language sometimes lacks variety and especially the scenes in which Katy and her husband quarrel are weak and annoying. If they are meant to slow down the action and to create suspense, this did not work for me. It might, however, for readers who are into romance and the hardship of marriages. The end, too, was a bit too much to my taste.


All in all, a convincing story with an enthralling plot.

Jenny Rogneby - Leona. Die Würfel sind gefallen

Ein ungewöhnliches Verbrechen erschüttert Schweden: ein offenkundig schwer misshandeltes 7-jähriges Mädchen betritt eine Bank und lässt dort mit Hilfe eines Kassettenrekorders eine Geldforderung los. Danach verschwindet sie spurlos. Die Stockholmer Ermittlerin Leona Lindberg wird mit dem Fall betraut, dabei hätte sie genügend Arbeit mit ihrem Privatleben: ihr Sohn ist schwerkrank und das Geld für die lebensrettende Operation in England hat die Mutter verzockt. Bald schon stellt sich raus, dass bei diesem Fall viel sehr anders ist als normalerweise und die Ermittlerin auf beiden Seiten die Geschehnisse lenkt.

Ein wirklich ungewöhnlich gestrickter Roman, der die Kommissarin in eine Doppelrolle als Jäger und Gejagter bringt. Was sich als wirklich Knaller herausstellen könnte, bleibt jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Die Handlung, die zunächst mitreißen und überzeugend ist, wird zunehmend absurder und unglaubwürdiger. Hinzu kommt eine Protagonistin, die als gebrochener und komplexer Charakter angelegt ist, jedoch zunehmend einfach nur unsympathisch und dämlich wirkt und die in der Geschichte anvisierte Zerrissenheit nicht mehr überzeugend darbietet, sondern sich von Seite zu Seite weiter vom Leser entfernt. Sind ihre Motive zunächst nachvollziehbar und kann man das Agieren verstehen, entwickelt sie sich leider zu einer Verbrecherin, von der man nichts mehr lesen möchte. Auch wie der Fall zu seinem Ende kommt, erscheint mir doch recht abenteuerlich und mit so vielen Zufällen gespickt, dass man der Konstruktion anmerkt, wie sie in sich zusammenfällt.


Fazit: stark angefangen und dann ebenso stark nachgelassen wird auch einer guten Geschichte zu wenig gemacht.

Michael Costello/Neil Richards - Cherringham: Snowblind

Cherringham wird von einem unerwartet starken Wintereinbruch mit Meter hohem Schneefall heimgesucht. Das Dorf ist praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Als Jack auf dem Weg zu seinem Boot ist, läuft ihm jemand vors Auto, doch die sofortige Suche ergibt nichts. Ein verirrter älterer Herr bringt Jack und Sarah schließlich auf die richtige Fährte: im nahegelegenen Altenheim werden gleich zwei Bewohner vermisst, worum sich jedoch niemand zu kümmern scheint. Das ist aber bei Weitem noch nicht der einzige Missstand in dem Haus, wie die beiden Hobby-Ermittler schnell herausfinden.


Einmal mehr das kleine englische Dorf. Dieses Mal ein gänzlich anderes Setting durch die Winterlandschaft und dennoch wird der Fall glaubwürdig eingebettet und aufgerollt. Einmal mehr kommen unerwartete Dinge zum Vorschein, die nicht durch Zufall, sondern durch logisches Handeln gelöst werden. Natürlich bleiben die Figuren etwas oberflächlich und die Handlung ist nicht allzu komplex, aber das würde man bei der Reihe auch nicht erwarten. Sarah und Jack hingegen werden in der Entwicklung ihrer (noch platonsichen) Beziehung weiterentwickelt, so dass sich zumindest in einer der nächsten Folgen auch wieder mehr Privatleben abspielen dürfte.

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Lovelybooks Let's Read in English Challenge - October

Reading List October:

119. Elizabeth George - The Mysterious Disappearance of the Reluctant Book Fairy
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120. Michael Costello/Neil Richards - Cherringham: Snowblind
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121. Meg Carter - The Lies We Tell
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122. Ann Cleeves - White Nights
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123. Tom McCarthy - Satin Island
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124. Matthew Costello/Neil Richards - Cherringham: Playing Dead
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125. Phil Porter - Blink
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126. Umberto Eco - Numero Zero
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127. Patrick Modiano - After the Circus
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128. Ethel Lina White - The Spiral Staircase
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129. Andrea N. Carr - Family Tree
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130. Lauren Groff - Fates and Furies
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131. Emily St. John Mandel - Station Eleven
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132. Sara Crowe - Campari for Breakfast
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133. Jules Moulin  - Ally Hughes Has Sex Sometimes
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134. Jane Green - Saving Grace 
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135. Kate Morton - The Lake House
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136. Jonathan Franzen - Purity
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137. Sloane Crosley - The Clasp
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138. Tess Gerritsen - Playing with fire
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139. Colum McCann - Thirteen Ways of Looking
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140. Katarina Bivald - The Readers of broken Wheel Recommend
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141. Evelyn Waugh - Decline and Fall
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142. Matthew Costello/Neil Richards - Cherringham: A Deadly Confession
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Read in January: 1-7 (blog)
Read in February: 8-16 (blog)
Read in March: 17-31 (blog)
Read in April: 32-45 (blog)
Read in May: 46-51 (blog)
Read in June: 52-59 (blog)
Read in July: 60-67 (blog)

Read in August: 68-96 (blog)
Read in September: 97-118 (blog)

The challenge on lovelybooks.

Elizabeth George - The Mysterious Disappearance of the Reluctant Book Fairy

Already as a child Jane Shore was hardly noticed which did not bother her too much since it gave her the chance to disappear in the plots of her books. She did not just contemplate the story, Jane had the ability to really get into the books she read, just some kind of anchor in the real world was needed to bring her back. One day, she demonstrated her ability to a friend which was never forgotten. Many years later, this mysterious gift was needed again and set in motion a mass movement of book travelling.


A wonderful fairy tale which plays with literature’s world. The hints to all those classics like “The Wizard of Oz” or “Pride and Prejudice” trigger memories in the readers and create the wish to also disappear within a beloved novel. Elizabeth George, rather known for her crime novels, succeeded in creating a story which is neither classic fairy tale nor fantasy and can easily be enjoyed also by readers who prefer a more realistic setup within a novel. The protagonists are loveable and dear which makes it easy to follow them. What I liked best were many superb phrases which oscillate between irony and carefree naivety and match perfectly with the characters. A quick read which can be enjoyed just in between two serious and arduous novels.
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