Das Leben läuft in den geordneten Bahnen der DDR für den
15-jährigen Erzähler im Frühsommer 1989 in Dresden. Die Schule folgt den
Vorgaben von Margot Honecker, auch der militärische Drill darf nicht fehlen,
doch es mehren sich die Zeichen nach Veränderung. Bis die in der
Plattenbausiedlung aber ankommen, dauert es. Den Nachrichten entnimmt man die
gravierenden Ereignisse – oder auch nicht. Das Tal der Ahnungslosen bleibt bis
tief in den Herbst hinein in seinem Trott. Doch dann kommt auch dort das an,
was man später die Wende nennen wird. Zwar läuft der Alltag und die Schule
weitgehend weiter bis bisher, aber Westtouristen, neue Freiheiten und vor allen
Dingen Skinheads stellen den Jugendlichen und seine Freunde vor veränderte
Vorzeichen. Selbst im Sommer 1990 – als alle DDR-Welt gen Westen in Urlaub
strömt – begeben sie sich nochmals in den tiefen Osten und erleben das Ende der
DDR auf ihre ganz eigene Weise.
Eins von vielen Büchern pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum.
Die Thematik ist vielfach verarbeitet worden, was bei Richter überzeugen kann, ist
der Blickwinkel des Jugendlichen, der wohl zum Teil nur ahnt, zum Teil auch
versteht, was da passiert, aber manchmal auch einfach die große Politikwelt
ausblenden kann, um sich auf seine wenig erfolgreiche Band und die Mädchen
seiner Umgebung zu konzentrieren. Diese typisch jugendliche Sicht gelingt ihm
ebenso wie der Plauderton, der glaubwürdig für den 15/16-jährigen Erzähler
wirkt. Auch die Darstellung Dresdens und der DDR allgemein wird weder völlig
überzogen noch idyllisiert, sondern findet in kleinen Nebensätzen und
Beobachtungen genau die richtige Dosis, um die Handlung zu verorten und authentisch
wirken zu lassen.
Fazit: unterhaltsamer Blick auf den Niedergang der DDR.