Mit 105 Jahren hat man so einiges erlebt und Rose möchte ihr
abenteuerliches Leben niederschreiben. Von der Geburt in der Türkei, der
Vertreibung ihres Volkes dort, Jahres als Sklavin und Dienstmagd, Jahren voller
Glück und Zufriedenheit bis hin zur Zeit der Naziherrschaft, als sie, die begnadete
Köchin, die Gunst Himmlers erhielt und dieser sie gar nach Berlin lockte. Nie
hat sie ihre Unabhängigkeit verloren und wenn das formale Recht mal nicht auf
ihrer Seite war, musste sie eben zur Selbstjustiz greifen, um das
Gleichgewischt auf der Welt wieder herzustellen.
Das Buch ist in seiner Handlung natürlich völlig abstrus und
die Protagonistin herrlich überzeichnet. Ihre trockene, ironisch-bissige
Erzählweise lässt einem beim Lesen Schmunzeln, auch wenn einem gerade der
Schlag trifft, bei dem, was sie erzählt. Der unterhaltsame Plauderton, zwischen
naiv und resolut gekonnt changierend, macht das Buch zu einer wirklich
unterhaltsamen Lektüre, die man nicht wirklich ernst nimmt. Hier – und die
Parallele trifft auch auf die historischen Elemente zu – erinnert es mich bisweilen
stark an Jonas Jonassons Hunderjährigen, der ebenfalls weit gereist war
und so manche große historische Persönlichkeit getroffen und beeinflusst hat.
Erwähnenswert bei all der Leichtigkeit und begrenzten
Ernsthaftigkeit, mit der die Hauptfiguren des Naziregimes in diesem Buch
auftauchen, ist der Anhang, der zahlreiche Lektürehinweise bietet und ein
kurzes Glossar zu den erwähnten historischen Personen. Damit gelingt dem Autor
für mein Empfinden der Spagat zwischen humorvoller Betrachtung der historischen
Realität und angemessener Würdigung der Fakten.