Der Nigerianer Cassidy Osuji wird wenige Tage vor
Weihnachten tot in einer Waiblinger Lagerhalle aufgefunden. Das Kokain, das er
bei sich trägt, lässt darauf schließen, dass er in den lokalen Drogenhandel
verwickelt war und ein Streit unter den Händlern eskalierte. Allerdings werfen
seltsame Markierungen im Gesicht der Leiche Fragen auf und schnell zeigt sich,
dass der Fall weitaus komplexer ist. Wieso nutzt er seinen nigerianischen Pass
und Visa, wo er sich doch mit dem zweiten, britischen Pass problemlos in
Deutschland aufhalten kann? Weshalb erzählte er seiner deutschen Ehefrau
Lügengeschichten und was treibt er, wenn er nachts unterwegs ist? Und welche
Rolle spielen die Neonazis, die sich in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben
und ein weiterer Nigerianer, der kurz danach bei der Flucht vor der Polizei ums
Leben kommt? Die Weihnachtstage rücken für Kommissarin Kristina Reitmeier und
ihre Kollegen in weite Ferne.
Der Thriller überzeugt mich durch seine hohe Komplexität. Viele
verschiedene Aspekte fließen mit ein und lassen die Ermittlungsarbeit immer
weiter ausufern, eine einfache, leichte Klärung verweigernd. Auch als Leser
kann man zwar allerlei Mutmaßungen anstellen, die tatsächlichen Zusammenhänge
kommen aber erst spät ans Licht und sind auch dann keine simplen Lösungen. Eine
Reihe von unterschiedlichen Faktoren und Motivlagen, unüberwindbaren Zwängen
und Gefühlen leiten die Figuren, was sie facettenreich und glaubwürdig
erscheinen lassen und der gesamten Handlung sehr viel Authentizität verleihen. Der ganz große Thrill war für mich nur an wenigen
Stellen gegeben, aber die Konstruktion als Ganzes in ihrer Vielschichtigkeit
konnte mich überzeugen und fesseln.
Fazit: ein eher anspruchsvolles Exemplar im Thrillergenre,
das nicht auf ausgetreten Pfaden wandelt.