Waisenhaus Königspfalz, 1950. Choran tritt seine Stelle als
Gruppenleiter an. Das Haus steht unter dem Regiment Direktor Köhler, der nicht
nur mit harter Hand führt, sondern auch einzelne Gruppen bevorzugt, wie die
Gruppe Nachtigall. Andere hingegen – Chorans Jungs in Haus Winter – werden systematisch
benachteiligt. Doch mit der Ankunft des undurchsichtigen Mannes ändert sich die
Lage. Er bringt den Jungs Zusammenhalt und Gruppenstärke bei. Dies ist aber
keineswegs so uneigennützig, wie es scheint. Er zieht die Kinder in seinen mystischen
Bann und arbeitet mit Drogen und Jahrtausende alten Riten. Ein Reporter nähert
sich derweil der Institution und merkt schnell, dass hier einiges schief läuft
und vor allem manch ein Beschäftigter etwas vorgibt, was er gar nicht ist. Die
Nazizeit holt die Bewohner langsam wieder ein und die dunkle Zeit bricht an
dieser Stelle wieder an.
Ein Thriller der besonderen Art. Das Waisenhaus als von der
Welt abgeschottete Institution bietet mit seinen traumatisierten und zum Teil
verrohten Bewohnern die perfekte Kulisse für eine grausame
Instrumentalisierung. Die Gewalt unter den Kindern ist schon arg – bei ihren Vorgeschichten
jedoch glaubwürdig motiviert und authentisch. Auch die Nazivergangenheiten und
der Versuch, ein neues Leben unter falscher Identität zu starten ist sicherlich
realistischer als man sich das heute vorstellen mag. Die mystischen Elemente
waren jetzt weniger mein Fall, ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es
solche Zauber gibt und Menschen allein durch den Glauben an die Wirksamkeit
über sich hinauswachsen. Insgesamt eine interessante Verbindung unterschiedlichster
Elemente, die einen spannungsgeladenen Roman mit überraschendem Ende zu bieten
hat.
Fazit: für mich im Thrillergenre sicher eine bemerkenswerte
Ausnahme.