Emily verlässt ihren Mann und ihr altes Leben. Sie geht nach
London und beginnt dort als Cat ein neues Leben. Was geschehen ist, bleibt im
Dunkeln. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten findet sie in Angel eine gute
Freundin und auch im Job kann sie schnell punkten, sich langsam in der
Werbebranche hocharbeiten und eine neue Existenz aufbauen. Alles scheint gut zu
werden, doch immer wieder kommen die Erinnerungen. An das Aufwachsen mit der
Zwillingsschwester, die von der Mutter gehasst schnell zum Problemkind wird.
Auch an Ben, den sie immer noch liebt und ihre kleine Familie, die sie
vermisst. Am Jahrestag ihres Verschwindens kommt es zur Katastrophe und sie
wacht neben einer Leiche auf. Sie hat scheinbar noch jemanden getötet.
Tina Seskis hat einen Roman über eine verzweifelte Frau
geschaffen, die nochmal ganz von vorne anfangen möchte. Neben der Haupthandlung
um Emily/Cats Neuanfang bestimmen diskontinuierliche Rückblenden die Erzählen,
die so ihr Leben davor und die Gründe für ihr Verschwinden entfalten. Mehrfach
wird der Leser dabei an der Nase herumgeführt und die mühsame Rekonstruktion
fällt wieder in sich zusammen. Im Fokus stehen jedoch Leben, die nicht so
verlaufen, wie sie sollten. Irgendwie haben alle mit ihren Umständen zu kämpfen
und werden durch ihre Mitmenschen so unglücklich, dass sie flüchten, sich in
Drogen- und andere Abhängigkeiten flüchten. Die Schilderung der
zwischenmenschlichen Unzulänglichkeiten ist für mich die große Stärke des
Romans, wie sich die Figuren gegenseitig zerstören und auch stützen. Die Atmosphäre
wird jedoch nie so niedergeschlagen, dass man es nicht mehr ertragen könnte, im
Gegenteil, man wünscht den Figuren, dass die mühsamen Versuche wieder auf die
Beine zu kommen erfolgreich sind – doch der nächste Rückschlag lauert immer
schon.