Andrew erzählt. Weder weiß man, wo er sich befindet, noch zu
wem er spricht. Einem Psychologen offenbar, der jedoch namenlos bleibt und nur gelegentlich
unterbricht und nachfragt. Weshalb hat er seine Tochter weggeben? Noch dazu zu
seiner Exfrau und deren bulligem neuen Gatten? Welchen Einfluss hat seine Profession,
die Kognitionswissenschaft, auf den Verlauf seines Lebens, seine Persönlichkeit
und sein Schicksal? Und wie stehen letztlich seine scheinbare Einweisung, die
Ereignisse des 11. September und seine zweite Liebe im Zusammenhang?
Versucht uns Doctorow durch seinen Erzähler Andrew mit dem
Wissen über die Funktionsweise des Gehirns Einblick in selbiges zu geben,
zerstört er es gleichsam wieder indem er einem stream of consciousness folgend
sein Leben – oder eher Episoden und Phasen selbigen – mosaikartig Revue passieren
lässt, was erst am Ende ein Ganzes wird und die Erzählsituation erklärt. Das Leben
Andrews weist all die Höhen und Tiefen auf, die jeder Mensch kennt, nur dass
sie offenbar höher und tiefer angelegt sind. Man hegt Zweifel, schließlich
werden die Begebenheiten einem Psychologen berichtet, der sicherlich nicht ohne
Grund aufgesucht wurde. Oder täuscht ihn seine eigene Erinnerung und gar nichts
von all dem hat sich zugetragen? Man weiß es nicht und muss es auch nicht
wissen. Der Genuss liegt in Doctorows Sprache und dem Eintauchen in die
Gedankenwelt eines gleichzeitig zutiefst verstörten und doch wieder
messerscharf analysierenden Mannes.
Fazit: Doctorows letztes Werk folgt keinem vorgetrampelten Pfad
und zeigt einmal mehr wie man Geschichte, Wissenschaft du Fiktion gelungen
miteinander verbinden kann.