Eine junge Engländerin begibt sich Anfang der 1970er Jahre
auf Spurensuche nach Indien. Die erste Frau ihres Großvaters, Olivia, über die
nie in der Familie gesprochen wurde, ist damals in dem fernen Land geblieben,
in dem auch ihre Großeltern Jahrzehnte lang gearbeitet und gelebt haben. Lediglich
Briefe geben Zeugnis über die Zeit Olivias, ihre Einsamkeit und ihre
Bekanntschaft mit einem lokalen Prinzen – dem Anlass für die Scheidung.
Parallel erlebt die Protagonistin Indien in unterschiedlichen Facetten und spiegelt
das Land in ihren eigenen Erfahrungen und Erwartungen.
Ein Buch, das gleich zwei Geschichten Erzählt. Das alte Indien
unter englischer Herrschaft, wo Geringschätzung und Verachtung gegenüber der
lokalen Bevölkerung offen ausgetragen und deren Religion und Tradition belächelt
werden, beobachtet durch den Blick Olivias, die sich auch nicht ganz von einer höher
stehenden Haltung lösen kann, aber versucht, das Land zu verstehen und
letztlich dem Charme eines Prinzen verfällt. 50 Jahre später hat sich vieles
getan, die Engländer, die nun kommen, suchen spirituelle Erleuchtung und
scheitern doch immer wieder an ihren westlichen Vorstellungen, die ihnen keinen
Zugang zu dem Land ermöglichen. Der Autorin gelingt der schmale Grat zwischen
neutraler Beschreibung und kritischer Bewertung vor dem Hintergrund der eigenen
Biographie.
Fazit: ein interessanter Blick auf ein immer noch
unbekanntes Land.