Die Geschichte eines Hauses. Die Geschichte Deutschlands.
Die Geschichte einer Liebe. Am Tag der Eröffnung des ersten Kreditkaufhauses,
des Jonass, wird die kleine Elsa geboren, just dort, denn ihre Mutter war bis
kurz vor der Geburt im Einsatz. Als Helfer zwangsverpflichtet wird der
Bauarbeiter Wilhelm, dessen Sohn Bernhard zur gleichen Zeit auf die Welt kommt.
Die beiden Kinder sind ja quasi wie Geschwister und werden die folgenden
Jahrzehnte auch – mal getrennt durch poltische Ideologien, mal durch ihre
Partner – den Kontakt nicht verlieren. Sie werden sehen wie ihr Haus erst an
die Nazis geht, dann von der SED missbraucht wird und schließlich 80 Jahre
später wiedereröffnet wird als ein Club.
Sybil Volks ist gelungen parallel zur Handlung und dem Weg des
Hauses, das Leben ihrer Figuren aufzubauen und – in homöopathischen Dosen, um
politisch uninteressierte Leser nicht zu vergraulen – die politischen
Entwicklungen Berlins in eine Geschichte zu fassen, die keine klassische
Liebes. sonder eher eine Lebensgeschichte mit guten und schlechten Zeiten ist.
Mich hat es auch nicht weiter gestört, dass sich die Leben der Eltern ein wenig
in denen der Kinder wiederholen, die beiden Frauenfiguren – Vicky als Mutter
und Elsa zunächst Baby und später auch selbst erwachsen und gar Großmutter –
sind stark und tragen den Roman. Natürlich wird vieles durch Zeitsprünge nur
angerissen, aber ganze Menschenleben lassen sich auf 400 Seiten nicht en Detail
nachzeichnen, für meinen Geschmack war die Wahl, die Kindheit Elsa in den Fokus
zu nehmen und die schweren Zeiten der 30er Jahre vornehmlich durch kindliche
Augen zu zeichnen, goldrichtig für diese Art Roman.
Fazit: unterhaltsam, bisweilen traurig, gelungene
Unterhaltung im Genre.