George Smiley hat den Geheimdienst hinter sich gelassen und
ist nun quasi Rentner. Als eine ehemalige Kollegin ihn um Rat fragt und um
Hilfe bittet, ist er jedoch gerne bereit, sie zu unterstützen. Eine Bekannte
hat sich mit einem Brief an sie gewandt, in dem sie klar die Angst formuliert,
dass ihr Ehemann ihr etwas antun könnte. Dieser ist Lehrer an einem
Nobelinternat und nur wenige Tage später ist Stella Rode tot. Heimtückisch und
brutal wurde sie abends ermordet als ihr Mann nochmals kurz das Haus verlassen
hat. Der Verdacht Smileys fällt natürlich auf diesen, obwohl die Schule, stark
bemüht jedes Aufsehen zu vermeiden und das Ansehen zu schützen, schnell eine Schuldige
außerhalb der eigenen Mauern präsentiert. Smiley beginnt mit seinen Nachforschungen
und stellt bald fest, dass die Welt hinter den Fassaden ganz anders ist, als
sie scheint.
Völlig ungewohnt für die Krimis von John LeCarré sind hier
einmal nicht der Geheimdienst und der Kalte Krieg im Fokus, sondern George
Smiley ermittelt relativ klassisch. Neben den typischen Krimielementen mit
Verdächtigen, dem Verfolgen von Spuren, Sidetracks etc. kommt hier einmal mehr
LeCarrés untrügliches Gespür für gesellschaftliche Gegebenheiten zum Vorschein.
Messerscharf kann er das britischen Klassensystem charakterisieren durch kleine
oft dezente Bemerkungen seiner Figuren grenzen diese sich untrüglich von
anderen Schichten ab und geben so dem Krimi eine ganz besondere Note, da die Oberflächlichkeit
und der Standesdünkel drastisch zu Tage treten und sich offenbart, was hinter
der Fassade der höheren Schichten wirklich zu finden ist. Für mich ist diese
Kritik an dem Gebaren dieser Menschen fast spannender und interessanter gewesen
als der Mord, der glaubwürdig motiviert ist und sauber gelöst wird.
Fazit: untypischer LeCarré, aber überzeugender Krimi.