Libby Day, jüngstes von vier Kindern ist gerade einmal
sieben als ihre Familie ausgelöscht wird. Als Täter kommt nur ihr großer Bruder
Ben in Frage, der daraufhin für Jahrzehnte ins Gefängnis wandert. Viele Jahre
später wird Libby mit ihrer Vergangenheit erneut konfrontiert und stellt
erstmals die Frage, ob das, was sie glaubt in der verhängnisvollen Nacht
beobachtet zu haben, tatsächlich das war, was wirklich geschah. Zwischen Vergangenheit
und Heute zeichnet sie die Ereignisse des kalten Januartages nochmals nach,
stellt Nachforschungen an und erkennt, dass manchmal offensichtliche Dinge doch
ganz anders sein können als sie scheinen.
Gillian Flynns zweiter Roman ist noch weit von dem entfernt,
was ihr später mit „Gone Girl“ gelingt. Das Grundkonzept – aus verschiedenen Perspektiven
dieselben Ereignisse erzählen und mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der
Realitätswahrnehmung spielen – verwendet sie auch hier schon, doch bleibt die
emotionale Einbindung des Lesers, wie es „Gone Girl“ meisterlich gelingt,
schlichtweg aus. Die Figuren sind durch die Bank unsympathisch aber in einer
Weise, die sie einem egal werden lässt. Es fehlt die durchtriebene Schläue, die
sie späteren Figuren verleiht und bleibt nur eine gewisse Asozialität, die das
Buch über weite Strecken ziemlich abstoßend macht. Der Plot ist zwar insgesamt tatsächlich
schlüssig (daran glaubte ich zwischendurch sehr lange nicht), aber gegen Ende
hin zu aufgebläht, um realistisch zu erscheinen.
Fazit: kann „Gone Girl“ bei weitem nicht das Wasser reichen,
keine Leseempfehlung.