London Ende der 80er Jahre. Der pakistanisch-stämmige Shahid
hat es geschafft: er wird studieren gehen. Sein Vater, würde er noch leben,
wäre stolz auf den Sohn. Sein älterer Bruder Chili ist weitaus weniger bemüht
und wird die kleine Reiseagentur der Eltern wohl eher oder später
kaputtwirtschaften. Shahid steckt alle Zeit und Energie in sein
Literaturstudium und hat erstmals den Eindruck, die Welt etwas mehr zu
verstehen. Seine Mitbewohner bleiben ihm zunächst fremd, doch die gemeinsame
Kultur öffnet bald den Weg für eine Freundschaft mit Riaz und Chad. Als die
Fatwa gegen Salman Rushdie ausgesprochen wird, berufen diese sich auf ihre
Wurzeln und Shahid gerät in einen Strudel von Fanatismus und der Frage, auf
wessen Seite er steht: wir oder sie.
Bemerkenswert finde ich, dass das Buch aus dem Jahre 1995
ist, vor dem 11. September und vor den Anschlägen 2005 von London. Präzise
zeichnet Kurseishi den Weg in den Fanatismus, die Denkmuster und den
Druckengrupp nach, wie er junge Menschen auf diesen Weg bringt. Besonders
erstaunlich: wir sind hier nicht in einem bildungsfernen, chancenlosen Milieu,
sondern an einem College, wo sich auch die Dozenten in die Diskussionen
verstricken und diesen noch befeuern. Im Jahr 2015 gerade auch in
Großbritannien hat dieses kurze Drama mehr Aktualität denn je und man fragt
sich, wie es trotz bekannter Strukturen doch zu so vielen IS Anhängern kommen
kann.
Fazit: wahrscheinlich einer der besten Beiträge zur
Thematik.