Das Café Condé steht als Treffpunkt der verlorenen Jugend im
Zentrum von Modianos Roman. Vier Stammgäste berichten aus ihrer jeweiligen Perspektive von den Treffen und dem, was sie voneinander wissen oder glauben zu
wissen. Louki, die einzige Frau, die in Paris als Tochter der Platzanweiserin
des Moulin Rouge aufwächst und schon als Jugendliche intensiv das Nachtleben
der schillernden Stadt kennenlernt. Zu früh heiratet sie, nur um schon bald
danach ihren Mann wieder zu verlassen und ins Zentrum des Lebens
zurückzukehren. Ein Privatdetektiv soll sie ausfindig machen, findet sie auch
schnell, sieht aber, dass er der jungen Frau ihr Leben lassen muss und
verheimlicht dem Ehemann seine Erkenntnisse. Die beiden anderen – ein Student,
der an seinem Studium zweifelt und große Unsicherheiten zeigt, sowie ein Autor,
der zugleich Loukis Liebhaber ist, vervollständigen das Quartett.
Einmal mehr schickt uns Modiano in die Welt der Cafés der 1960er
Jahre, wo man es mit der eigenen Identität nicht so genau nimmt, die
Frauenfiguren geheimnisvoll sind und der Alkohol in zu großen Mengen fließt. Was
einerseits interessant ist, hat doch auch einen Wiederholungseffekt – für mich
waren die Figuren des Cafés der verlorenen Jugend einfach zu nah an jenen von „Gräser
der Nacht“. Auch dort die Cafés, die schwer greifbare aber ungemein
faszinierende Frau und die Bohème, die scheinbar nichts anderes tut, als Kaffee
zu trinken und über die Welt zu philosophieren. Lässt man dies außer Acht
bleibt ein unterhaltsames Hörbuch, das besonders dadurch heraussticht, dass die
verschiedenen Perspektiven von unterschiedlichen Sprechen intoniert werden, was
ich als sehr gelungen empfand.
Fazit: Sittenbild
der Pariser Bohème einer Zeit, die schon lange nicht mehr existiert.